siehe „Bericht und Dank zum Jahresende“ November 2013
Bericht und Dank zum Jahresende 2013
Liebe Freundinnen und Freunde der Haiti Kinder Hilfe!
Während wir den folgenden Bericht über Aktivitäten und Ereignisse in den letzten Monaten dieses Jahres schreiben, wandern die Gedanken immer wieder zu Winfried Hofmann, diesem sanftmütigen und entschlossenen Mann, der sich als 2. Vorsitzender für die Haiti Kinder Hilfe unermüdlich eingesetzt hat, bis er im Juli dieses Jahres von einer schweren Krankheit erlöst wurde. Falls er „von oben“ herunterschaut: Würde ihm das, was sich in Haiti tut und was wir jetzt ohne ihn zu leisten haben, wohl Freude bereiten? Wir glauben: ja.
Es gibt kleine, aber bemerkenswerte Fortschritte in Haiti. Erheblich mehr Kindern ist der Zugang zur Schule möglich. Straßen werden repariert. Das eine oder andere Tourismus-Projekt kommt zustande. Haiti muss nach Meinung vieler Experten mehr Eigeninitiative entwickeln, wobei die Erziehung zur Fähigkeit, Eigeninitiative zu haben, wiederum einige Unterstützung braucht. Genau hier setzt die Haiti Kinder Hilfe an.
Dürfen wir Sie, liebe Freunde der Haiti Kinder Hilfe, bitten, Ihre Freude am Helfen vor allem aus dem Bewusstsein zu schöpfen, Kindern eine nachhaltige Entwicklung zur Selbständigkeit zu ermöglichen? Haiti braucht selbstsichere, verantwortungsvolle, kompetente, möglichst gut ausgebildete Menschen. Sobald Kinder aus armen und ärmsten Verhältnissen in unseren Heimen aufgenommen oder als extern lebende Jugendliche versorgt werden, brauchen sie Hilfe, um ihnen den Weg in ein klares berufliches Leben zu ermöglichen. Das erfordert eine nachhaltige Erziehungs- und Ausbildungsarbeit, das heißt stetige Unterstützung über Jahre! Wir kümmern uns auch immer wieder um Notfälle. Aber wir wollen hauptsächlich haitianische Kinder und Jugendliche aus armen Familien in eine wirkliche Selbständigkeit führen. Damit können sie, erwachsen geworden, durch ihr Leben und Tun die Botschaft gelungener, verantwortungsvoller Eigenständigkeit ins Land hinaustragen. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie auf den Fotos hauptsächlich fröhliche Jugendliche sehen. Sie sind wohlgenährt und fröhlich aufgrund Ihrer Spenden! Sie haben im Großen und Ganzen gute Noten in der Schule ebenfalls aufgrund Ihrer Spenden, denn ohne diese Spenden hätten sie überhaupt keine Noten!
Die „Haiti Kinder Hilfe“ in Haiti – Unsere Hauptprojekte: Mädchenheim, Jungenheim, Unterstützung extern lebender Jugendlicher
Nach dem Kauf eines Hauses für die Jungen ist nun ein zweites Vereinshaus für die Mädchen hinzugekommen! Wir sparen auf diese Weise hohe Mietkosten und erfüllen die Auflage des deutschen Finanzamts, die nach dem Erdbeben eingegangenen Spenden zweckgebunden und zeitnah zu verwenden.
Weiterer Vorteil: Mit Unterstützung der Haiti Kinder Hilfe hat Maître Audilon Sylvestre, Schuldirektor, eine neue Schule in der Nähe der beiden Heime eröffnen können. Alle Kinder und Jugendlichen besuchen nun seine Schule und können zu Fuß dorthin. Das erspart die täglichen Schultransporte.
Hulda, eines „unserer“ Mädchen hat ihr Agrono-miestudium mit Erfolg abgeschlossen. Sie will eine Zusatzausbildung für Lebensmittelverarbeitung machen: eine hervor-ragende Idee, wobei noch unklar ist, wie sich das realisieren lässt. Wenn kein Mäzen auftaucht, käme eine solche Ausbildung im Ausland für den Verein zu teuer, aber auch in Haiti gibt es einige interessante Ansätze. Die Idee ist wertvoll, weil es in Haiti kaum Initiativen gibt, Lebensmittel haltbar zu machen. Ein Teil der landwirtschaftlichen Erträge verkommt, weil die Produkte nicht so schnell verkauft werden können. Und die Bauern bauen weniger an als sie könnten. Hulda sucht nach einer guten Lösung. Nebenbei hat sie angeboten, den Jungen im Heim zu zeigen, wie sie den Garten des Heims bepflanzen und pflegen können.
Marie Y. hat ihre Ausbildung als Krankenschwester erfolgreich abgeschlossen: Sie hat es verdient, denn sie war eine sehr engagierte Studentin, und wir gratulieren ihr herzlich. Jetzt ist noch der Schritt in die Berufstätigkeit zu bewältigen, aber Krankenschwestern sind in Haiti gefragt.
Die Mädchen, die zur Schule gehen, haben sich in dem zweiten Halbjahr sehr verbessert und im Durchschnitt mit guten Noten das Schuljahr beendet. Die Jungs haben es da schwerer. Zwei haben mit der Schule aufgehört und jetzt eine Ausbildung als Installateur und als Schneider bei den Salesianern angefangen. S., der letztes Jahr eine Schweißerausbildung angefangen hatte, hat noch ein Jahr zu absolvieren.
Natürlich gibt es immer wieder auch „Problemfälle“. Wir versuchen stets einen Weg zu finden, dass die Jugendlichen wieder „in die richtige Spur kommen“.
Uns freut, dass im letzten Container Fußbälle und Fußball-trikots geschickt wurden: das Heim der Jungs hat jetzt eine voll ausgerüstete Fußballmannschaft, die stolz den Namen „HKH“ (Haiti Kinder Hilfe) trägt und sich regelmäßig mit anderen Mannschaften misst. Die Mädchen sind meistens als „Fans“ dabei. Manchmal führt der Weg zu guten Noten ja über die Disziplin und die Selbstsicherheit, die Jugendliche beim Fußballspielen erwerben!
Zwei Jungs unseres Heims konnten dank der Ärztin Dr. Christa Kitz und den Ärzten und Ärztinnen des Kinderkrankenhauses, in dem sie arbeitet (Kinderklinik am Mönchberg – Kinderfach-abteilung der missionsärztlichen Klinik), nach Würzburg kommen, um dort untersucht und behandelt zu werden. Das war nötig, weil nach Auskunft der haitianischen Ärzte die Möglichkeiten der Therapie in Haiti ausgeschöpft waren.
Christa Kitz, der Geschäftsführung der Klinik und den Chefärzten der involvierten Abteilungen sowie dem ganzen Krankenhauspersonal sei hier unser größter Dank ausgesprochen für all die Bemühungen und teilweise großen Schwierigkeiten, die mit der Reise und dem Aufenthalt der Jungs verbunden waren.
Unser Dank gilt auch der Fluggesellschaft Air Caraïbes und all denen, die sich während der Reise und während des Aufenthalts um die Jungs gekümmert haben.
Mehrere Container, die schon lange im Hafen in Port-au-Prince warteten, wurden dank der Salesianer vom Zoll freigegeben. Der kleine Bus, den die HKH in Deutschland 2010 gekauft hatte, steht also jetzt für notwendige Fahrten zur Verfügung und erweist sich als hervorragendes Gefährt auf den teilweise abenteuerlichen Straßen von Port-au-Prince.
Die Zusammenarbeit mit Pater Zucchi, dem Chef der Salesianer-Schulen, und Frau Dr. Höfler, die Slumkinder verarztet, aber auch zunehmend pädagogische Hilfe in den genannten Schulen leistet, ist eine wahre Freude.
Die extern wohnenden Jugendlichen werden gut versorgt. Der größere Teil wird jetzt in einer Wohngemeinschaft zusammengefasst, was als Zwischenschritt in die volle Selbständigkeit besonders sinnvoll erscheint. Einer studiert Jura, zwei machen eine Ausbildung und die anderen gehen zur Schule.
Immer wieder ist die Haiti Kinder Hilfe dankbar für die durch den OIKOS e.V. ermöglichte stetige Hintergrundberatung durch Professor Herold Toussaint. Er ist zum psychologisch-pädagogischen Begleiter für die Jugendarbeit geworden, die wir leisten. Und: Durch seine große Erfahrung mit Europa kann er uns Europäern immer wieder manches erklären, was uns die haitianische Seele und damit zusammenhängendes Verhalten besser verstehen lässt.
Andere Projekte:
Die für den haitianischen Verein Lypedha von der Tauberthäler Hilfsgemeinschaft in einem Armenviertel von Port-au-Prince gebaute Schule mit etwa. 400 Schülern läuft sehr gut. Bereits für ein zweites Jahr bezahlt die Haiti Kinder Hilfe die Lohnkosten der Lehrer. Lypedha schickt uns regelmäßig Dankesbekundungen, was uns natürlich freut.
Waisenheim und Schule in Cap Haitien werden von uns nach wie vor durch Patenschaften unterstützt. Soeur Godelieve berichtet regelmäßig über die dortigen Ereignisse. Das Projekt wurde von katholischen haitianischen Frauen gegründet, die sich mit Haut und Haaren der Aufgabe widmen, Waisen- und Slumkindern zu helfen.
Die Haiti Kinder Hilfe in Deutschland
Wir suchen weiter nach ehrenamtlichen Mitarbeitern. Eine große Freude ist der durch die Anregung von Frohmut Gerheuser entstandene Arbeitskreis Schule. Der Arbeitskreis trifft sich regelmäßig und versucht, Schulen für die Haiti Kinder Hilfe zu begeistern. In diesem Rahmen ist unter anderem auch eine Ausstellung mit Stellwänden in Vorbereitung, die in Schulen, aber auch anderswo gezeigt werden kann. Danke an alle, die sich hier engagieren. Weitere Mitglieder des Arbeitskreises sind hochwillkommen. Und wer daran interessiert ist, eine Ausstellung zu organisieren, auch.
Wir erhoffen uns weitere ehrenamtlich arbeitende Arbeitskreise für den Kontakt zu Industrie und Handwerk, zu den Medien, zu Service-Clubs, zum koordinierten Containerversand, zum Kontakt mit den Eine-Welt-Läden …
Und natürlich brauchen wir wieder eine/n stellvertretende(n) Vorsitzende(n)! Im Mai 2014 werden wir die nächste Mitgliederversammlung abhalten und bis spätestens dahin hoffen wir jemanden zu finden, der die Arbeit, aber auch die vielen frohen Ereignisse der HKH mitträgt.
Allen Freunden, Spendern, Mitarbeitern, Engagierten, Schülern, Lehrern, Kindern, Eltern und Vereinen, die uns helfen, sagen wir im Namen all der Kinder, Jugendlichen und jungen Leute, denen geholfen wird, herzlichen Dank!
Und eine Bitte! Helfen Sie uns weiter: machen Sie bitte den Verein bekannt, reichen Sie diesen Bericht weiter, gewinnen Sie neue Paten, neue Unterstützer! Wir brauchen das sehr. Das Leben in Haiti ist sehr viel teurer geworden und die Tatsache, dass unsere Jugendlichen immer älter werden und wir sie bis zur Selbständigkeit begleiten wollen, bringt stetig wachsende Kosten mit sich!
Wir stellen Ihnen dazu Plakate zur Verfügung, Flyer und eine CD mit einer Präsentation über Haiti und die Arbeit der Haiti Kinder Hilfe. Fordern Sie also Material bei uns an.
Wir wünschen Ihnen einen goldenen Herbst, einen friedvollen Advent und – ja, bald ist es schon wieder soweit – ein schönes und hoffnungsvolles Weihnachtsfest.
Mit herzlichen Grüßen
Für den Vorstand
Claire Höfer Alois Vogg
PS: Denken Sie daran, unsere Homepage www.haitikinderhilfe.de ab und an zu besuchen. Immer wieder wird Neues darauf veröffentlicht.
Die Filmpräsentation „Haiti und die Haiti Kinder Hilfe 2013“ ist da auch zu finden.
Dank von Marie-Ynacia (November 2013)
An die Mitglieder der Haiti Kinder Hilfe,
es ist mir wichtig, Ihnen zu schreiben um zu danken dafür, dass Sie mir geholfen haben an der Université Notre Dame d’Haiti zu studieren und auch für die vielen Wohltaten meiner ganzen Familie gegenüber. (Der Familie wurden regelmäßig Lebensmittel gebracht und einer Schwester wurde die Schule bezahlt. Der Vater ist der Torhüter des Mädchenheims.)
Ich empfinde es als meine Pflicht, für Sie Bilanz zu ziehen über meine vier Jahre Krankenschwesternstudium.
Ich werde den Tag nie vergessen, an dem die neue Mannschaft der HKH zugestimmt hat, mein Studium zu finanzieren. Das werde ich mein Leben lang bezeugen, denn meine Eltern wussten nicht, was sie machen sollten, und jetzt, wo ich dieses Studium beendet habe, ist es zum großen Teil Ihr Verdienst, denn dank Ihnen bin ich Krankenschwester.
Um ehrlich zu sein, das Studieren war nicht leicht, denn ich wohne sehr weit von der Uni, die Fahrt war mühsam. (Marie-Ynacia wohnt mit ihrer Familie in einem Lager ganz am Rand von Port-au-Prince.) Dazu kommt, dass wir keinen Strom haben. All diese Jahre studierte ich im Licht einer (Petroleum)Lampe. Trotz allem habe ich die Kurse mit sehr guten Noten bestanden.
Ich bekam folgende Durchschnitte:
—im ersten Jahr Durchschnitt aller Noten 81,56 %
—im zweiten Jahr Durchschnitt aller Noten 84,44 %
—im dritten Jahr Durchschnitt aller Noten 73,70 %
—im vierten Jahr Durchschnitt aller Noten 86,95 %
(In Haiti wird in Prozenten benotet. Beim Krankenschwesternstudium ist meistens 65% mit „Befriedigend“ zu übersetzen. Marie-Ynacia hat fast immer „sehr gut“ gehabt, einmal nur“gut“.)
Außerdem habe ich am Ende des vierten Jahres eine Forschungsarbeit in der Gruppe gemacht, die zum Thema hatte: „Der Einfluss von Alkohol auf Familienbeziehungen am Fall von 20 Familien 2010-2012“. Dafür bekam ich die Note 99,20 % mit dem Vermerk „hervorragend“. Ich habe meine Praktika sehr gut bestanden. Jetzt muss ich nur noch die Ergebnisse der letzten Staatsprüfungen abwarten, um meine Lizenz zu bekommen.
Ich habe dieses Studium gewählt, um mich mit Krankheiten auszukennen, um zu wissen was zu tun ist wenn eine Person meiner Umgebung krank wird, um meiner Familie und meinem Land zu helfen.
Die Diplomverleihungszeremonie hat am 22. September stattgefunden.
Im Moment bin ich auf der Suche nach Arbeit, obwohl es in Haiti schwierig scheint. Und ich habe auch die Idee gehabt am „Institut National Haïtien de Santé Communautaire“ (INHSAC) einen Magister in Gesundheit im Gemeinwesen zu machen. Ich denke, dass ich auf dem Niveau sehr gut wäre und die Arbeitssuche leichter wäre. Ich informiere Sie damit über die Realität in Haiti. Sie wissen es wahrscheinlich schon. Dennoch bleibe ich zur Verfügung, falls Sie eine andere Perspektive für mich hätten.
Kurz, ich bin wirklich froh für all Ihre Hilfen in Natura und für das, was Sie bezahlt haben, was Sie mit einem offenen Herzen getan haben und wobei Sie nicht entmutigt wurden.
Tausend Dank an alle.
Mit meinen aufrichtigsten Grüßen und Dankesworten
Marie-Ynacia
Dank für Milhomme und Ernson
Die „Haiti Kinder Hilfe“ dankt allen, die zum fast vierwöchigen Aufenthalt von Milhomme Mélicien und Ernson Désir in Europa beigetragen haben. Beide waren beim Erdbeben von 2010 unter Trümmern des Jungenheims verschüttet gewesen, konnten aber gerettet werden. Ihre großen gesundheitlichen Probleme machten den Aufenthalt nötig. Danken wollen wir:
- der Fluggesellschaft Air-Caraïbes, die stark verbilligte Reisetickets bewilligt hat und die mit viel Geduld und Freundlichkeit die bürokratischen Visaprobleme und sonstigen Verzögerungen mitgetragen hat, um den beiden minderjährigen Jungs die Reise nach Europa möglich zu machen.
- den lieben Leuten, die so nett waren, die Jungs am Pariser Flughafen abzuholen und sie in den Zug nach Deutschland zu setzen, nachdem sie in einem Restaurant ihren Hunger stillen konnten.
- Dr. Christa Kitz, die alles von langer Hand vorbereitet hat, vor allem die im Krankenhaus nötigen Untersuchungen, aber auch die Tage in ihrem Haus, denn die Jungs haben bei ihr gewohnt, wenn sie nicht im Krankenhaus waren.
- dem Ärzte– und Krankenhausteam in Würzburg, das, wie schon kurz nach dem Erdbeben im Jahre 2010 für Milhomme, alles denkbar Mögliche für die Gesundheit der beiden Jungs getan hat.
- der „Deutschen Bahn“, die sich ohne zu zögern um sie gekümmert hat, als sie in der falschen Stadt ausgestiegen waren und einigermaßen „verloren“ am Ingolstädter Bahnhof standen.
- all jenen, die sie auf ihrer Rückfahrt vom Zug abgeholt, ihnen ein wenig Paris gezeigt, sie beherbergt und schließlich am nächsten Tag zum Flughafen nach Orly gebracht haben.
- Und natürlich allen Mitarbeitern, Vereinsmitgliedern und Spendern, ohne die all dies nicht möglich gewesen wäre.
- Milhomme und Ernson sind wieder in Haiti. Da der Anfang des Schuljahres in Haiti nach hinten verschoben wurde, haben sie nur eine Woche Unterricht verpasst…
Zusammen mit uns danken auch sie!
Das Krankenhausteam der„Kinderklinik am Mönchberg—Missionsärztliche Klinik Würzburg“mit vorne rechts (von links nach rechts) Ernson, Milhomme und Dr. Christa Kitz
Musizieren bei Christa Kitz
Bericht aus den Heimen in Port-au-Prince September 2013
Ich heiße Guyve Love und bin 22 Jahre alt. In diesem Jahr bin ich im Rheto im Kollegium Audilon Sylvestre. Im Schuljahresende werde ich an den offiziellen Prüfungen des Abiturs teilnehmen. Ich beabsichtige gut zu arbeiten, um das Abitur erfolgreich zu bestehen.
Nun möchte ich Ihnen von unseren Aktivitäten im Laufe des Septembers erzählen.
Nach der Rückkehr von den Ferien im August sind wir Mädchen aus dem Mädchenheim in ein neues Haus umgezogen. Wir leben seitdem in einem geräumigeren Haus in Delmas. Es hat fünf Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche, ein Esszimmer, einen Hausaufgabenraum, ein kleines Büro und zwei grosse Galerien. In unserem Hof gibt es einen Garten mit einem Kirschbaum, einem Orangenbaum und Gemüsebeete.
Unsere Mitbewohnerin Carline, die herzkrank ist, fühlte sich nicht gut. Ihr Arzt rät ihr zu einer Operation.
Phenia, eine andere Kameradin, hat ihren Geburtstag am 4. September gefeiert. Überdies hatte sie keinen Erfolg in ihren Abiturprüfungen. Sie ist die Einzige, die von den Mädchen die Klasse wiederholen soll.
Im Jungenheim sind Milhomme und Ernson am 15. September nach Deutschland zu medizinischen Behandlungen geflogen. Die Jungen des Hauses haben an einer Fussballmeisterschaft teilgenommen und die Trophäe wieder gewonnen. Wir Mädchen waren dabei, um sie zu unterstützen.
Im Jungenheim wurde im August Myklave, der jüngere Bruder von Cassandra aufgenommen.
Jean Raynald, Claudanier und Myklave haben ihren Geburtstag im Laufe des Septembers gefeiert.
Ich bedanke mich bei Ihnen für das Lesen unserer Informationen und bis bald zu einen nächsten Bericht.
Je m’appelle Guyve Love Philidor, j’ai 22 ans. Cette année, je suis en Rhéto au Collège Audilon Sylvestre. A la fin de l’année scolaire, je participerai aux examens officiels du Baccalauréat. Je compte bien travailler pour pouvoir réussir.
Je veux vous parler de nos activités au cours du mois de Septembre 2013.
Au retour des vacances en Août, nous, du foyer des filles, avons déménagé vers une nouvelle maison. Nous vivons depuis, dans une maison plus spacieuse à Delmas 31. Elle a cinq chambres à coucher, un salon, une cuisine, une salle à manger, une salle d’études, un petit bureau et deux grandes galeries. Dans notre cour, il y a un jardin avec un cerisier, un oranger et des légumes.
Notre camarade Carline qui est malade du cœur, ne se portait pas très bien. Selon son médecin, elle doit être réopérée.
Notre camarade Phénia a fêté son anniversaire de naissance le 4 Septembre. Par ailleurs, elle n’a pas réussi aux examens du baccalauréat. Elle est la seule qui doit refaire la classe cette année chez les filles.
Au foyer des garçons, Milhomme et Ernson sont partis en Allemagne le 15 Septembre pour des traitements médicaux. Les garçons du foyer ont participé à un championnat de football et ont remporté le trophée. Nous, les filles, avons été les supporter.
Les garçons ont accueilli en Août dernier Myklave Etienne, le jeune frère de notre camarade Cassandra.
Jean Raynald, Claudanier et Myklave ont fêté leur anniversaire de naissance au cours du mois de Septembre.
Merci d’avoir lu nos informations et à bientôt pour un prochain journal.
Wir nehmen Abschied von Winfried Hoffmann
Liebe Freunde der Haiti Kinder Hilfe e.V., liebe Mitglieder,
Heute leider eine sehr traurige Mitteilung: unser 2. Vorsitzender, Winfried Hoffmann, ist am 13.07.2013 nach schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren verstorben.
Wir trauern zusammen mit seiner Lebenspartnerin Donata Ortner, seiner Familie und seinen Kindern und allen seinen Freunden um einen ganz liebenswerten, aufrichtigen und engagierten Menschen, einen Menschen, der sich überall dort einsetzte, wo er Not sah, wo Hilfe notwendig war.
So hat er auch über viele Jahre als Mitglied und dann seit Oktober 2010 als 2. Vorsitzender der Haiti Kinder Hilfe e.V. mit seinem Wissen um Haiti im Verein tatkräftig mitgearbeitet. Er war öfters in Haiti, wo ihn die Not der Menschen und hier insbesondere der Kinder berührte. Er war als engagierter Christ immer auf der Seite der Schwachen und Notleidenden Menschen auf unserer EINEN WELT.
Winfried´s große Erfahrung und daraus resultierend seine konstruktiven Vorschläge hat er stets klar vermittelt. Bei Problemen wirkte er immer ausgleichend und suchte nach fairen Kompromissen.
Der Vorstand der Haiti Kinder Hilfe hatte auch die Gelegenheit, ihn privat als liebenswerten Mann und guten Freund kennen und schätzen zu lernen.
Winfried wird uns vor allem auch im Vorstand der Haiti Kinder Hilfe e.V. sehr fehlen; wir vermissen ihn und seinen Rat. Aber wir sind auch dankbar, dass er sich über viele Jahre im Verein zum Wohle Haiti´s und der haitianischen Kinder und Jugendlichen eingesetzt hat.
Wir werden Winfried im Herzen behalten und seiner liebevoll und dankbar erinnern.
Für den Vorstand und alle Mitarbeiter der Vereins:
Claire Höfer, Alois Vogg
Bericht von Claire Höfer: Reise nach Haiti Juni 2013
Hauptgrund der jetzigen Reise war, dass unsere haitianischen Mitarbeiter ein Haus für die Mädchen gefunden hatten, das zu kaufen war. Selbstverständlich muss da einer vom Vereinsvorstand das Haus begutachten. Also flog ich hinüber.
Aus dem für die Jahreszeit noch sehr kalten Europa kam ich in die haitianische Sommerhitze. Sehr bald wanderten sehnsuchtsvoll die Gedanken zur kühlen Luft der Heimat. Nicht einmal nachts kühlte es genug ab.
Unser Fahrer und Helfer war es, der wieder das „neue“ Haus gefunden hat. Es gefällt auch allen anderen Verantwortlichen sehr gut. es muss entschieden werden, ob die HKH das Haus kauft. Die Lage ist sehr gut, die Straße ruhig und es ist nah an der Schule, die nächstes Jahr alle Kinder besuchen werden. Sie werden zu Fuß gehen können. Das ist ein großer Vorteil, wenn sie nicht gefahren werden müssen! Phébée und Maître Claude sind sehr glücklich darüber, dass das Haus, in dem die Mädchen wohnen sollen, weit genug von den Jungs weg ist, aber nicht zu weit! Hérold Toussaint freut sich darüber, dass es nicht weit von seinem Haus entfernt ist. Die Kinder können zu Fuß zu ihm.
Das Haus ist – wie fast alle solchen Häuser – vollkommen vergittert. Mich berührt es seltsam, aber die Maklerin macht mich sofort darauf aufmerksam, was es für ein Vorteil ist. Es ist für die Sicherheit absolut notwendig!
Das Haus ist größer als das der Jungs. Die Aufteilung der Zimmer ist ideal. Es ist in gutem Zustand und hat überhaupt keine Schäden beim Erdbeben abbekommen. Die drei Bäder sind schön. Es ist hell und freundlich. Auf der Vorder- und Rückseite ist ein kleiner Garten. Und der Preis stimmt. Wir haben viele Vergleiche, denn wir haben inzwischen viele Häuser besichtigt. Was will man mehr! Nachdem ich mich mit dem Vorstand besprochen habe, wird gleich ein Termin beim Notar ausgemacht. Dieser überprüft alles sehr sorgfältig und es sieht so aus, als würde der Kauf diesmal sehr schnell gehen.
Bald brauchen wir also keine Miete mehr zu bezahlen.
Wir haben mehrere pädagogische Sitzungen zu sechst mit unserer sehr guten Mannschaft! Und die Zusammenarbeit ist gut. Das ist bei den Jugendlichen, die wir betreuen, sehr wichtig, denn die meisten sind im schwierigsten Alter… abgesehen davon, dass viele sowieso nicht einfach sind, weil sie aus schlimmen Verhältnissen kommen. Da kann man nicht erwarten, dass alles reibungslos geht!
Einer hat seine Schreinerausbildung einfach abgebrochen. Ein anderer hat sich mit dem Konrektor seiner Schule gestritten. Bei den Mädchen gibt es welche, die sich gegenseitig Schwierigkeiten machen.
Wir besprechen die notwendigen Maßnahmen, die eventuell nötigen Sanktionen und auch die Organisation der Zeit nach dem Umzug der Jungs. Es muss jemand im Mädchenheim die Aufsicht haben, wenn Phébée nicht da ist und auch nachts. Bernadette, die zwei Monate lang letztes Jahr Maude vertreten hatte, wird es tun.
Während ich da bin, werde ich mit vielen einzeln sprechen. Alle wollen ein Einzelgespräch! Leider ist nicht genug Zeit für alle. Ich suche mir die aus, die Schwierigkeiten machen. Die Gespräche laufen gut.
Wir besprechen auch die Zukunft von C. Sie entscheidet sich dafür, bei dem Straßenkinderprojekt der Salesianer Nähen zu lernen. Da kann sie ihre Kleine in die dazugehörige Krippe geben und sie sogar zwischendurch stillen. Ich verspreche ihr, dass sie, wenn sie fertig ist, von uns das bekommt, was sie braucht, um ein Geschäft zu starten (Nähmaschine etc…). Wir haben viele im Container! Und Nähzeug auch.
Mit unserem Anwalt bespreche ich die Schritte, die für die Registrierung noch zu tun sind. Die haitianische Regierung hat es schwieriger gemacht und wir mussten zusätzliche Papiere abliefern, die früher nicht notwendig waren. Es ist aber jetzt alles da. Hoffentlich geht es voran!
Ich fahre mit Alain zu der kleinen Jungen-WG, die ab dem nächsten Schuljahr größer werden soll. Insgesamt werden es 10 große Jungs sein. Die vier, die jetzt da sind, sind toll. Sie arbeiten gut in Schule und Uni (einer studiert Jura), sind sehr bescheiden, höflich, dankbar und gar nicht fordernd, wie manch anderer! Sie sind nicht begeistert, aber einverstanden, als ich ihnen erkläre, dass sechs Jungs von Cité Soleil dazu kommen werden. Sie kennen sie schon. Ich hoffe, dass sie einen guten Einfluss auf sie ausüben werden und sage es ihnen auch.
Die Jungs aus Cité Soleil besuchen mich. Sie wollen alle aus dem Slum raus. Während meines Aufenthalts ist ein Bandenkrieg dort ausgebrochen. Sie haben Angst. Sie wollen auch unbedingt in eine andere Schule. In Cité Soleil fehlen die Lehrer oft, weil sie – berechtigterweise – Angst haben, in ihre Schule zu gehen. Zwei der Jungs werden eine Berufsausbildung machen.
Alain braucht dringend ein Auto. Er wohnt sehr weit außerhalb.
Ich treffe diverse Handwerker, denn am neuen Haus der Jungs muss die ganze Elektrik überprüft werden. Das Wassersystem auch. Die Umzäunungsmauer muss erhöht und mit Stacheldraht versehen werden. Ein großes Eisentor muss angebracht werden… Wir besprechen die Arbeiten. Die Handwerker werden ihre Kostenvoranschläge abliefern. Für die Eisenarbeiten soll auch S., der bei den Salesianern schweißen lernt, seinen Lehrmeister fragen. Dann kann S. an dem Tor „seines“ Heims mitarbeiten.
Pater Zucchi von den Salesianern sagt mir, dass wir jederzeit kommen können, um den Container auszuleeren, der bei ihnen schon einige Wochen steht.
Wir organisieren einen LKW und planen den Tag. Acht der Jungs nehmen wir mit. Es ist ein harter Tag. Es gibt keinen Schatten. So arbeiten wir unablässig in der prallen Sonne. Phébée und ich sortieren die Sachen, sobald die Jungs sie aus dem Container geholt haben. Alles ist nummeriert und steht in der Packliste. Wie gut das alles gemacht ist! Das, was wir mitnehmen, kommt sofort in den LKW. Das, was die Salesianer bekommen (alles „Medizinische“) kommt in eine Ecke und wird am Ende wieder in den Container getan. Und dann ist noch einiges, das vor Ort sortiert werden muss, um entscheiden zu können, wohin es kommt.
Es sind Schätze! Viele nagelneue Turnschuhe und auch andere Schuhe, Nähmaschinen, Möbel, Schulranzen, eine Waschmaschine, unendlich viele Säcke mit Kleidung, Fußballtrikots und Fußbälle… Es kommt im richtigen Augenblick. Wir können im Moment das meiste sehr gut brauchen.
Ist solch ein Container riesig!! Was da alles reinpasst. Der große LKW ist total voll.
Alles wird ins Haus der Jungs gefahren und dort ausgeladen. Chaos! Morgen werden wir hier räumen und sortieren, bevor übermorgen der Umzug ist. Berthony und 3 Jungs schlafen da. Man darf das Haus nicht mehr allein lassen mit dem ganzen Zeug drin.
Abends sind wir total kaputt.
Als erstes schicke ich die drei, die da übernachtet haben, zum Einkaufen, damit sie frühstücken können.
Wir haben beschlossen, dass alles, was nicht sofort gebraucht wird (viel Kleidung, viele Schuhe, die Nähmaschinen, die Schulranzen – bis zum Schuljahresanfang – etc…) erst mal im jetzigen Mädchenheim untergebracht wird, in einem gut abschließbaren Zimmer. In nächster Zeit wird im neuen Haus der Mädchen als allererstes ein Lagerraum geschaffen (wahrscheinlich ein Teil der „Garage“, der abgetrennt werden muss), der gut abschließbar ist und von den Kindern überhaupt nicht betreten wird. Dann kann alles dahin gebracht werden.
Eine Riesenräumerei!
Wir beschließen, der Schule von Audilon, die viele unserer Kinder besuchen, einige von den Campingtischen und -stühlen anzubieten. Ich habe ohnehin eine Verabredung mit ihm am Nachmittag.
Wir sortieren die Kleidung. Einiges wird den Salesianern wieder gebracht werden. Wir leeren auch die Schulranzen, denn sie sind voll mit Heften, Stiften etc…. Die Ranzen sind ein Segen. Die Kinder haben nur noch zerrissene Schultaschen. Sie werden gut ausgerüstet das nächste Schuljahr beginnen können.
Alles wird morgen vor dem Umzug der Jungs vom LKW am neuen Haus abgeholt, bei den Mädchen ausgeladen und dann werden die Sachen und Möbel der Jungs dort eingeladen und zum neuen Haus gebracht. Eine gute Organisation!
An meinem letzten Tag ist Umzug!
Voller Schwung tragen die Jungs alles in ihr neues Haus… und ich höre, wie es rumst: Beim Tragen der eisernen Bettgestelle passen sie überhaupt nicht auf und stoßen immer wieder an die Wände! Als ich komme, bricht gerade ein Eck aus einer Mauer. Da geht es mit mir durch! Ich kann sowieso nicht gut vertragen, wenn man nicht achtsam mit Sachen umgeht (was hier sehr oft der Fall ist), aber das neue Haus gleich beschädigen, das geht zu weit. Ich versammle sie und schimpfe kräftig. Sie sind ganz betreten. É. versucht mich zu besänftigen, indem er immer wieder ganz brav „ja, Claire!“ sagt. Da muss ich lachen. Wir werden viel Aufmerksamkeit darauf verwenden müssen, ihnen einen guten Umgang mit Sachwerten beizubringen. Winfried hatte mal bemerkt, dass man, wenn man im Slum aufwächst, kein Spielzeug hat, ständig im Dreck lebt, nicht lernt, aufzupassen. Er hatte recht.
Am nächsten Tag, bevor ich abfliege, komme ich ins Mädchenheim und rede lange zu ihnen.
Ich rede über Vertrauen und darüber, wie man Vertrauen zerstören kann – durch Lüge und Betrug zum Beispiel – aber auch darüber, wie Vertrauen wieder wachsen kann. Sie hören wirklich sehr aufmerksam zu. Es ist eine gute Stimmung. Eine sagt: „Wir möchten nicht, dass Du entmutigt bist!“.
Ich fahre mit einem guten Gefühl. Unser haitianisches Team wird ohne meine direkte Anwesenheit gut weitermachen!
Claire Höfer
Kommentar zum Film von Raoul Peck „Haiti – Tödliche Hilfe“
Der Film „Haiti – Tödliche Hilfe“, der am 16. April 2013 im deutschen und französischen Fernsehen bei Arte ausgestrahlt wurde, hat uns in tiefes Erstaunen versetzt. Es ist hier einem Haitianer souverän gelungen, Haiti in seiner nun schon zur Gewohnheit gewordenen Rolle des Opfers erneut festzuschreiben, nur daß diesmal nicht die Kolonialherren, sondern die Hilfsorganisationen die Bösen sind. Noch erstaunlicher ist, daß in der auf den Film folgenden Diskussion der Filmemacher, Raoul Peck, ein ehemaliger Kultusminister Haitis, erheblich differenzierter gewirkt hat als sein Film. Aber wie dem auch sei: Wer erlebt hat, mit welchem Engagement und welcher Selbstlosigkeit viele Hilfsorganisationen nach dem Erdbeben von 2010 unmittelbare Hilfe geleistet und auch noch später für Nachhaltigkeit gesorgt haben, hätte etwas mehr erwartet, daß Haiti’s erhemaliger Kultusminister neben der Feststellung vieler bleibender Probleme und Mißstände auch einfach einmal „Danke“ sagt. Was stimmt ist, daß das Thema „Haiti und die Hilfsorganisationen“ noch lange Zeit ein in all seiner Komplexität brisantes Thema bleiben wird.
Claire und Frank Höfer
Reisebericht von Claire und Frank Höfer vom Januar 2013
Als wir am 11. Januar von unserem südfranzösischen Haus in den Bergen der Provence Richtung Paris aufbrechen, muss Frank die Ketten montieren, denn nachts hat es 30 cm geschneit. Es ist kalt. Zwei Tage später steigen wir in Port-au-Prince aus dem Flugzeug. 30 Grad, strahlend blauer Himmel. Über der Stadt der übliche Smog. Das Ehepaar Judie und Gerrit empfangen uns in ihrem Guesthouse mit ihrer immer gleichen Freundlichkeit.
Ziel unserer Reise war, die Organisationsstruktur zu verbessern. Zunächst mussten wir in den Heimen und mit den haitianischen Mitarbeitern sehen, ob sich nicht einiges mit weniger Aufwand würde organisieren lassen. Wir empfanden es als Fügung, dass ein uns bis dahin unbekannter Haitianer, Alain Castera, von sich aus geschrieben hatte. Er war durch Jürgen und Luzia Schmidt auf uns aufmerksam geworden und wollte uns gerne kennenlernen, um zu sehen, ob wir Arbeit für ihn hätten. Wir treffen ihn in Port-au-Prince: Ein junger, schwungvoll wirkender und sehr gut ausgebildeter Haitianer, der fließend deutsch spricht, natürlich französisch und kreolisch kann (außerdem englisch und spanisch), acht Jahre in Deutschland gelebt und dort Betriebswirtschaft studiert und sich mit Fragen der Pädagogik auseinandergesetzt hat. Wir verstehen uns sofort gut und haben den Eindruck, dass das der Mann ist, den wir brauchen.
So arbeiten wir nun also in Haiti mit einem zu 100 Prozent haitianischen Team, das von Alain Castera geleitet wird. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die deutsche Seite des Vereins kann so noch eindeutiger die Zielsetzung realisieren, dass wir Haitianern helfen wollen sich selbst helfen zu können. Der Kontakt zum Vorstand der HKH kann in deutscher Sprache erfolgen. Castera ist die ganze Zeit in Haiti, um dort in Zusammenarbeit mit „Miss Phebée“ und „Maître Claude“, den zwei Heimleitern und dem Hilfspersonal (Köchinnen, dem Fahrer, dem Türhüter im Mädchenheim) alles Organisatorische und alles pädagogisch Notwendige zu tun. Er wird sicher auch dann und wann nach Deutschland kommen, um aus erster Hand über die Arbeit des Vereins und über die Situation in Haiti zu berichten. Seine pädagogischen Vorstellungen sind eine gesunde Mischung aus haitianischer Tradition und europäischer Erfahrung. Wir sind überzeugt, dass wir eine Lösung gefunden haben, die eine noch bessere erzieherische Qualität mit sich bringen und eine große Arbeitserleichterung bedeuten wird.
Es gibt Kleinigkeiten zu regeln: Das Mädchenheim braucht neue Bänke, einige Reparaturen an der Elektrik sind notwendig. Auch in diesen Dingen wird Castera durch beständige Anwesenheit nach und nach andere Gewohnheiten einführen können. Keine leichte Aufgabe. Während wir das Nötige tun, um die Reparaturen in Gang zu setzen, kommt Milhomme zur Türe herein. Der Junge hat Leberzirrhose, weil er als kleines Kind wohl eine ganze Weile lang fast nur mit Erdnüssen ernährt worden ist. Im Sommer wird er voraussichtlich nach Deutschland kommen können, damit der Zustand seiner Leber genauer untersucht werden kann, was in Haiti nicht möglich ist. Die Ärztin Dr. Christa Kitz ist schon dabei, alles zu organisieren. Milhomme wird bei ihr wohnen können. Alles Weitere hängt vom Ergebnis der Untersuchungen ab. Aber Milhomme ist guter Dinge.
Nächste „Baustelle“: Wir müssen ein neues Haus für das Heim der Jungs finden. Mit einer Maklerin fahren wir durch die Stadt und schauen mehrere Häuser an: die einen zu groß, die anderen zu teuer. Nichts entspricht uns so recht, als uns Berthony, der Fahrer, der für die Haiti Kinder Hilfe arbeitet, am nächsten Morgen berichtet, dass er ein Haus gesehen habe, das in einem günstigen Viertel von Port-au-Prince liege und zu verkaufen sei. Wir fahren hin. Der Neffe des Besitzers erwartet uns. Das Haus gefällt uns auf den ersten Blick: es ist hell, ist ausreichend groß für unsere zwanzig Jungs; die Schule von Maître Audilon, den wir schon seit einiger Zeit kennen, ist zu Fuß erreichbar; es hat einen Garten mit Mango- und Mandelbaum! Das Stadtwasser fließt anscheinend auch regelmäßig, um die unterirdische Zisterne zu füllen. Alain wird sich um die Verkaufsmodalitäten kümmern und alles organisieren. Wir träumen schon: Hulda, die von der HKH unterstützte Agronomiestudentin, verspricht uns, den Jungs beizubringen, wie sie den Garten bepflanzen, Gemüse anbauen, eine Bougainvillea-Hecke anpflanzen können.
Der Besuch an einem der nächsten Tage beim haitianischen Rechtsanwalt der HKH und bei einem Notar legt die Formalitäten fest, die für den Hauskauf erledigt werden müssen, aber auch weitere, von der Regierung seit neuestem für die Registrierung geforderte Papiere werden beglaubigt. All das kostet unendliche Stunden. Allein bei der Notarin warten wir drei volle Stunden, bis sie endlich auftaucht. Claire hat im Wartesaal ihren Computer aufgebaut, um die Zeit nicht nur mit Warten zuzubringen. Ich habe meine Notizen sortiert. Wir hatten das Gefühl, den Wartesaal zu unserem Büro gemacht zu haben.
Nächste Baustelle: die weitere Mitarbeit des Soziologieprofessors und Psychologen Herold Toussaint. Wir fahren zu ihm nach Hause. Toussaint diskutiert seit einem Jahr mit den Jugendlichen der Heime über das Thema «Verantwortung». Er packt das psychologisch sehr geschickt an. Diese Arbeit wird durch den OIKOS e.V. in Zusammenarbeit mit der Haiti Kinder Hilfe ermöglicht.
Flug nach Cap Haitien zum Waisenheim von „Notre Dame de la Médaille Miraculeuse“. Ein Mitarbeiter des Heims holt uns am Flughafen ab. Wie immer ist auch Soeur Godelieve mit zum Flughafen gekommen. Sie ist über 80 Jahre alt, aber immer zur Stelle, wo sie gebraucht wird. Als wir im Heim ankommen, empfängt uns eine Gruppe von Kindern, die uns ein Willkommenslied singen, wobei alle vor Begeisterung in die Hände klatschen. Was für ein Empfang!
Madame Leconte, die Gründerin, und Madame Étienne, die Direktorin der zum Heim gehörenden Schule, sind beruhigt und erleichtert, dass die HKH wieder Geld überweist, das durch Patenschaften zusammengekommen ist. Frank, der erste Vorsitzende des OIKOS e.V., führt ein langes Gespräch, weil dieser Verein ein pädagogisches Programm ermöglichen will, das eine Verbesserung der Erziehungsmethoden im Waisenheim zum Ziel hat. Mit im Boot für diese pädagogischen Verbesserungen ist ein französischer Verein. Als wir die Lehrer bei der Arbeit sehen, kann man bereits erhebliche Fortschritte in den Unterrichtsmethoden feststellen. Die HKH hat sich ja vorgenommen, Zusammenarbeit zwischen Institutionen zu begünstigen, die in dieselbe Richtung gehen. Mit umso mehr Freude wollen wir weiter für Patenschaften sorgen, mit denen Kindern der Besuch dieser Schule möglich wird.
Claire hat die Idee, dass es für Deutsche gut wäre, wenn sie sehen könnten, aus welchem Milieu die Kinder kommen, die dort zur Schule gehen. Madame Étienne wählt einen Jungen aus, der den Vornamen „Peugeot“ trägt. Namen dieser Art sind in Haiti keine Ausnahme. Wir haben sogar einen Jungen kennengelernt, der „Volkswagen“ gerufen wird. Peugeot hat eine sehr arme Mutter und fünf Brüder. Wir filmen ihn im Klassenzimmer. Am nächsten Morgen führt uns Madame Étienne einen steilen Bergweg hinauf. Wir steigen zwischen einigen Häusern bergan, um hinter einer Kakteenhecke auf eine unverputzte Wand aus Hohlblocksteinen zu stoßen. Davor ist ein zwei Quadratmeter großes, in Brusthöhe auf Pfosten aufgestelltes Blechdach mit einer mit einem Seil festgebundenen Ziege und einer kleinen Feuerstelle: die „Küche“. Peugeot, der uns dort begrüßt, führt uns dann hinter die Wand und durch eine aus alten Brettern zusammengenagelte Holztür in das „Haus“ – eine Blechhütte von etwa 20 Quadratmetern. Das Dach ist löchrig. Wenn es regnet, tropft es herein. Hinter einem halb zerrissenen Vorhang ein Bett ohne Matratze. Kleider liegen verstreut darauf. Sechs Kinder samt der Mutter schlafen hier. Den Vater gibt es nicht mehr. In einem kleinen abgetrennten Nebenraum stehen einige Eimer und Fässer für eventuelle Vorräte. Die Mutter lässt sich nicht blicken. Wir begegnen einer Nachbarin, ihr Gesicht ist von Leid und Entbehrungen gezeichnet. Aber beim geringsten Anlass zur Freude verzaubert ein wunderbares Lächeln ihr Gesicht. Frank erinnert sich an die Bemerkung von Madame Étienne, dass Peugeot einige Monate im Waisenheim gelebt hat, ihn dort aber ein unüberwindbares Heimweh überfallen hat. Seitdem macht er jeden Tag den Weg vom Berg herunter in die Schule des Heims. Nichts kann die Bande zu seiner Mutter und zu seinen Brüdern ersetzen. Man darf Peugeot nicht eine unnötige Entfremdung von diesen Familienbindungen auferlegen. Als wir den Bergweg wieder hinuntersteigen, geht uns der Gedanke durch den Kopf, was es bedeuten mag, in einer derartigen Armut zu leben. Wie würden wir uns in einer solchen Situation fühlen?
Jeden Morgen fahren wir mit Soeur Godelieve zur Messe. Wir müssen mit dem dortigen Kollektiv-Taxi, dem Taptap fahren, denn der Zylinderkopf des Autos vom Waisenheim ist kaputt. 5.000 US-Dollar soll die Reparatur kosten. Eigentlich unzumutbar, dass diese alte Nonne jeden Tag mit dem Taptap fahren muss. Aber sie erträgt es mit bewundernswerter Geduld. Wir warten auf ein Taptap, in dem neben dem Fahrer noch Platz ist, damit sie nicht hinten über die hohen Stufen einsteigen muss. Wir selbst klettern hinten hinauf; da kein Sitzplatz mehr frei ist, erleben wir zum ersten Mal eine Fahrt im Stehen, wobei wir uns oben an die Dachkante anklammern müssen. Es ging gut. Zum Glück wird die Straße repariert, die zur Kirche führt. Die Schlaglöcher waren eingeebnet. Jahrelang haben die Anrainer gewartet. Immer haben die Politiker in Cap Haitien versprochen, dass die Straße bald repariert würde. Nichts. Aber jetzt: die Hauptphase des haitianischen Karneval wird in Cap Haitien stattfinden. Da muss die Straße schön sein! Jetzt wird vierundzwanzig Stunden in Schichtarbeit durchgeschuftet. Die Straße muss fertig werden und sie wird fertig werden. André, der Hausmeisterarbeiten im Waisenheim macht, hat sich mit den Straßenarbeitern arrangiert, dass Erde, die sie ausheben und abtransportieren, auf den Zufahrtsweg zum Heim geschüttet und eingeebnet wird, um die knöcheltiefen Schlaglöcher auszugleichen. Ein gutes Arrangement, das den Arbeitern Spaß macht, weil das, was sie da Gutes tun, eigentlich verboten ist und deshalb doppelten Spaß bereitet. Dem Staat ein Schnippchen zu schlagen gehört in Haiti unbedingt zu den guten Sitten.
Zurück in Port-au-Prince fahren wir zu den Salesianern. Pater Zucchi und Frau Dr. Höfler erwarten uns schon. Es ist Pater Zucchi gelungen, einen der Container, die schon fast drei Jahre lang beim Zoll feststeckten, frei zu bekommen. In dem Container war ein Toyota-Bus. Er gehört jetzt den Salesianern, die ihn der HKH aber voll zur Verfügung stellen. Mit Pater Zucchi und dem Rechtsanwalt der HKH fahren wir zu einer Institution, die für die Freigabe des zweiten Containers, der ebenfalls schon nahezu drei Jahre nicht freigegeben wird, verantwortlich ist. Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit. Man will weitere Papiere. Aber es bestehen noch Chancen. Fast drei Jahre Kampf um diesen Container. Man lernt Geduld. Zucchi berichtet, dass er zu Weihnachten viele Schuhe und Kleider aus dem ersten Container an Menschen aus dem Slum von Cité Soleil verteilt hat. „Das hat vielen Menschen große Freude bereitet“, meint er lächelnd. Genau dafür lohnt sich die Anstrengung.
Die Stiftung Cadet hat einen anderen Container von uns bekommen. Er steht auf deren Grundstück, aber die Zahnarztpraxis, die wir mitgeschickt haben, ist noch nicht eingebaut. Wir werden mit Frau Cadet in Kontakt bleiben. Im Gegenzug werden die Kinder der HKH verbilligte Zahnbehandlungen erhalten.
Letzter Tag. Wir haben im Mädchenheim ein Fest organisiert. Alle packen an. Alle sind da. Claire hält eine Rede. Alain Castera hält eine Rede. Herold Toussaint hält eine Rede. Mädchen und Jungs singen Frank ein Geburtstagslied. Zum ersten Mal feiert er seinen Geburtstag in Haiti. Er wird 65 Jahre jung. Alain hat Bonbontüten für alle mitgebracht. Gina hat ein gutes Essen gekocht. Danach gibt es Eis. Gute Stimmung. Die laue Tropennacht ist wunderbar.
Am nächsten Tag fliegen wir Richtung Paris. „Nur wer die nötigen Änderungen riskiert, bleibt seiner Aufgabe treu“, haben wir vor kurzem in einer christlichen Zeitschrift gelesen. Wir sind voller Hoffnung, dass die HKH in Haiti noch besser „aufgestellt“ ist (wie Managementberater sagen würden), um die Aufgaben zu bewältigen, für die sie die Verantwortung trägt.
Zum Schluss eine Bitte: Immer wieder haben wir Leute in Haiti, die Laptops brauchen. Wenn Sie welche spenden können, bitte an uns denken! Und: helfen Sie der Haiti Kinder Hilfe weiter. Danke!
Claire und Frank Höfer
Februar-Bericht von Stephane
Guten Tag,
Ich heiße Stephane, ich mache eine Ausbildung als Schweißer in der Berufsschule der Salesianer.
Ich bin stolz, mit Ihnen über die Aktivitäten der Jungen des Heimes während des Februars sprechen zu können.
Zuerst möchte ich Ihnen mitteilen, dass wir, die Jungen, seit dem 31. Januar vom Heim in Christ-Roi umgezogen sind und gegenwärtig im zweiten Haus des Heimes der HAITI KINDER HILFE in der Straße Cheriez in PaP leben. Wir haben am Tag nach unserer Ankunft zwei Regale in einem kleinen Raum, der als Büro dient, eingerichtet und haben das Sofa der Mädchen repariert, das beschädigt war.
Die Mädchen und wir haben gemeinsame Aufgaben: täglich unsere Häuser reinigen, das Abendessen vorbereiten, das Geschirr spülen.
Am 2. Februar haben wir die Ankunft unseres Hauptverantwortlichen, Herr Alain, und des neuen Leiters des Jungenheimes, Herr Claude, gefeiert. Claire und Frank, Professor Toussaint, Miss Phébée, einige Externe wie Hervé, Hulda und die Brüder Barthold haben an diesem Fest teilgenommen.
Am 3. Februar sind Claire und Frank dann wieder zurückgereist. Eine Delegation der Jungen hat sie zum Flughafen begleitet.
Am 8. Februar sind Marie-Maude und Janveline nach Camp-Perrin zu einer spirituellen Einkehr (Exerzitien) gewesen. Sie sind am 13. Februar zurückgekehrt.
Vom 8. bis 13. Februar haben wir Karnevalferien gehabt. Wir sind nicht in der Stadt gewesen. Wir haben im Fernsehen die Umzüge angesehen, die in der zweitgrößten Stadt des Landes (in Cap-Haitien) organisiert wurden.
Am 22. Februar haben die Jungen, die in der Schule “Collège Audilon Sylvestre “ sind, an einer Fußballmeisterschaft teilgenommen. Wir waren da, um sie zu unterstützen: leider wurden sie acht zu null geschlagen. Wie schade!
Am 23. Februar habe ich das Rohr des Ausgusses bei den Mädchen gangbar gemacht, damit das Wasser wieder fließt. Am nächsten Tag haben Adelyn und ich die Batterien gereinigt, die den Inverter in den beiden Häusern versorgen.
Das war alles für heute und bis bald mit einem nächsten Bericht!
Bonjour,
Je m’appelle Stéphane, je fais une formation en soudure à l’école professionnelle des Salésiens.
Je suis fier de pouvoir vous parler des activités des jeunes du foyer pendant le mois de Février.
D’abord, je dois vous annoncer que depuis le 31 Janvier nous, les garçons, nous avons déménagé de la maison à Christ-Roi et vivons actuellement dans le deuxième appartement du foyer de la rue Cheriez. Nous étions contents d’installer le lendemain de notre arrivée deux étagères dans un petit espace qui sert de bureau et de réparer le canapé des filles qui a été abîmé.
Les filles et nous, avons des tâches communes: nettoyer quotidiennement nos maisons, préparer le souper, faire la vaisselle.
Le 2 Février, nous avons fêté l’arrivée de notre nouveau responsable en chef Monsieur Alain et du nouveau dirigeant du foyer des garçons Monsieur Claude. Claire et Frank, professeur Toussaint, Miss Phébée, quelques externes comme Hervé, Hulda, les frères Bartholds ont pris part à cette fête.
Le 3 Février, Claire et Frank sont repartis. Une délégation de jeunes les avait accompagnés à l’aéroport.
Le 8 Février, Marie-Maude et Janveline ont été à Camp-Perrin dans une retraite spirituelle. Elles sont revenues le 13 Février.
Du 8 au 13 Février, nous avons eu des vacances de Carnaval. Nous n’y avons pas été. Nous avons regardé à la télévision les défilés qui ont été organisés dans la deuxième ville du pays (Cap-Haitien).
Le 22 Février, les garçons qui sont à l’école au Collège Audilon Sylvestre ont participé à un championnat de football. Nous étions là pour les supporter: ils ont été battus sur un score de huit à zéro. Quel dommage!
Le 23 Février, j’ai débouché le tuyau de l’évier chez les filles, qui ne laissait pas couler l’eau. Et le lendemain, Adelyn et moi avons nettoyé les batteries qui alimentent l’inverter dans les deux maisons.
C’était tout pour aujourd’hui et à bientôt pour un prochain journal!