Bericht über einen jungen Mediziner (April 2014)

Hôpital de Cap-Haitien Klein

Bei unserem Aufenthalt in Haiti im Februar-März 2014 haben wir einen Jungen Mann besucht. Er ist in den Heimen der Haiti Kinder Hilfe groß geworden. und hat seine Schullaufbahn und auch sein langes Medizinstudium von der HKH bezahlt bekommen, teilweise im Heim und am Ende in der Wohngemeinschaft der HKH wohnend. Er wird von allen Jugendlichen der HKH sehr geachtet, ist ein großes Vorbild und wird von allen liebevoll und respektvoll „Docteur Hervé“ genannt. Als er in Port-au-Prince war, kam er alle 2 Wochen in jedes der Heime der HKH und sah die Kinder, die irgendein Wehwehchen hatten. Er machte eine „Vordiagnose“ und entschied, ob jemand zum Arzt musste oder ob eine Salbe genügte. Unsere Verantwortlichen trauten sich oft nicht, diese Entscheidung zu treffen und schickten für Lappalien Kinder zum Arzt oder in die Sprechstunde ins Krankenhaus. Das war teuer. Sie hatten aber Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, was man verstehen kann. Jetzt hat die HKH in Port-au-Prince einen Vertrauensarzt, der alle Kinder betreut.

Hervé ist loyal, sehr zuverlässig und vertrauenswürdig. Er hat seine letzte Prüfung im Sommer 2013 bestanden und ist seitdem an einem Krankenhaus im Norden des Landes tätig. Das gehört noch zu seiner Ausbildung und er wird natürlich weiter von der Haiti Kinder Hilfe unterstützt.

Er kam einen Nachmittag zu uns und wir sind einen Vormittag zu ihm ins Krankenhaus, in dem er arbeitet. Herve Klein

dem er arbeitet.

Hervé schilderte uns ganz genau und ausführlich, was er macht und wie diese 2 Jahre der praktischen Ausbildung am „Hôpital Universitaire“ aussehen. Im ersten Jahr ist er Assistenzarzt (franz.: „interne“ ).   Er arbeitet im Krankenhaus und innerhalb von 12 Monaten macht er 11 verschiedene Abteilungen durch: Innere Medizin (2 Monate und all die anderen jeweils 1 Monat), Dermatologie, Pneumologie, Ophtalmologie, Pädiatrie, Gynäkologie, Urologie, Chirurgie, Notfallmedizin, Orthopädie und UMF (Unité de Médcine Familiale = Familienmedizin). Er lernt sehr viel.

Mehrere Personen bestätigten uns, dass die Bezahlung der Ärzte in dieser Phase ihrer Ausbildung in diesen Universitätskrankenhäusern sehr wenig und sehr unregelmäßig ist und dass oft gar nicht bezahlt wird! Die Unterstützung ist also absolut notwendig.

Hervé macht einen sehr zufriedenen Eindruck.

Über ihm ist der „médecin résident“ (Oberarzt) und drüber der „Chef de service“ (Chefarzt) .

Der Chef de service ist wenig da, viel öfter in seiner Privatklinik. Der Résident ist viel da. Wenn der „Interne“ (= Hervé), der derjenige ist der die eigentliche Arbeit macht, eine Frage hat, wendet er sich an den Résident und wenn ein Problem ist oder eine schwierigere Frage, rufen sie den Chefarzt.

Jeden Morgen macht er die Runde der Patienten, dann einen Bericht an Résident und Chef. Da wird er von den beiden befragt und geprüft und sie erzählen aus ihrer Erfahrung, bringen ihm viel bei. Es klingt ganz gut.

Hervé arbeitet entweder von 7:00 bis 19:00 Uhr oder von 19:00 bis 13:00 Uhr. Am 1. März hat er in der orthopädischen Abteilung angefangen. Die ist ein wenig geruhsamer, weil weniger Notfälle und die Nächte ruhiger sind.

Hervé mit Schwester Godel Klein

Nach diesem Jahr wird er für ein Jahr „Résident im sozialen Dienst“ sein

(man wird da ausgenutzt, kaum oder nicht bezahlt) und kann in irgendein Krankenhaus des Landes versetzt werden.

Es ist schön, ihn so zufrieden zu sehen. Er mag, was er macht.

Als wir ihn fragen, was für Fälle ihn am meisten beeindruckt haben, sagt er, dass er in der Dermatologie Menschen gesehen hat, die so schlimm ausgesehen haben, dass er sich‘s vorher nicht hätte vorstellen können.

Wir besuchten ihn im Krankenhaus. Es sieht von außen ziemlich sauber aus. Sogar teilweise richtig schön.

Hervé wird von seinen Kollegen „Der-der-die-Arbeit-der-anderen-macht“ genannt. Viele sind nämlich so, dass sie, sobald ihr Dienst vorbei ist, sofort das Krankenhaus verlassen und nach Hause gehen. Oft sind aber Menschen von weit hergekommen, sind Stunden gelaufen, um einen Arzt zu sehen. Hervé sagt, dass er das nicht aushält, dass sie nach Hause geschickt werden, ohne vom Arzt empfangen worden zu sein… er bleibt und übernimmt die Leute. So sind seine Tage sehr voll und sehr lang. Aber er ist zufrieden. Das merkt man ihm an.

Und das verdankt er der HKH und denjenigen, die sich für diese 2 Jahre verpflichtet haben, ihn zu unterstützen.

Er hat uns gebeten, allen ein Riesendankeschön zu sagen. Irgendwann wird er die Zeit finden, selber zu schreiben. Aber zur Zeit ist es nicht drin. Er muss dafür in ein Internetcafe… zu einer Zeit, wo es in der Stadt Strom gibt. Diese Zeiten sind selten und vor allem nicht vorhersehbar.

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