Unser Engagement für Haiti, unsere Projekte und deren Entwicklung seit der letzten MV 2023 am 01.04.2023.
Die politische Situation und die wirtschaftliche Lage in Haiti ist weiterhin äußerst fragil und von häufigen Übergriffen krimineller Banden auf die Zivilbevölkerung gekennzeichnet.
Überregionale Straßenverbindungen werden von bewaffneten Banden kontrolliert, es wird „Zoll“ kassiert, ganze Stadtviertel gerade in Port-au-Prince werden als „Geiseln“ gehalten, Überfälle, Morde, Entführungen und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung.
Schulen, Universitäten und Ausbildungsstätten müssen immer wieder schließen.
Der Interims-Präsident Ariel Henry, der seit dem Mord an Präsident Jovenel Moise im Juli 2021 an der Macht war, hat im März 2024 seinen Rücktritt erklärt, nachdem er von einem Auslandsaufenthalt nicht mehr nach Haiti zurückkehren konnte. Verschiedene Banden hatten in Port-au-Prince den internationalen Flughafen besetzt, das größte Gefängnis gestürmt und tausende Gefangene befreit und damit ein großes Chaos verursacht.
Ein danach eingesetzter Übergangs-Präsidialrat hat Ende Mai 2024 nun den Arzt Gary Conille zum neuen Regierungschef ernannt. Er soll Haiti aus der schweren politischen und sozialen Krise führen und Neuwahlen organisieren. Eine vom UN-Sicherheitsrat vorgesehene bewaffnete multinationale Polizeitruppe unter der Führung Kenia´s, die in Haiti gegen die Bandenkriminalität vorgehen soll, ist mit einem Voraus-Kontingent am 26.06.24 in Haiti eingetroffen. Allerdings lehnen weite Bereiche der Zivilgesellschaft in Haiti diese Intervention ab. Auch die Banden unter Führung von Jimmy Cherizier verlangen, in die politische Neuordnung eingebunden zu werden.
Die Teuerung von lebensnotwendigen Waren ist enorm, viele Menschen – gerade aus den Slums – haben kaum noch etwas zu Essen. Laut Angaben der UN leiden etwa die Hälfte der 11 Millionen Einwohner Haiti´s an Hunger. Preissteigerungen exemplarisch:
- Trinkwasser 3-fach
- Reis lokal + schw. Bohnen 2,5-fach
- Öl zum kochen 7,5-fach
- Benzin 6-fach
Trotz dieser enormen Schwierigkeiten unterstützt die Haiti Kinder Hilfe e.V. (HKH) weiter das bereits seit Jahren bestehende Engagement diverser Organisationen in Haiti:
- Das ehemalige Jungenheim in Port-au-Prince (PaP)
In unserem früheren Jungenheim sind nun Studenten der Lebensmission e.V. (LM) untergebracht. Berthony, unser langjähriger zuverlässiger Mitarbeiter ist seit 01.Okt. 2022 bei der Lebensmission als Heimleiter angestellt. Der Anbau am Jungenheim für die Wohnung von Berthony und seiner Familie wurde fertiggestellt. Im Erdgeschoss des Hauses konnten durch eine bessere Raumaufteilung zusätzlich mehrere Zimmer für die Studenten entstehen.Leider haben einige Studenten der LM wegen der desolaten Sicherheitslage in PaP die Hauptstadt verlassen und studieren nun in anderen Städten Haiti´s. - Zwei junge Männer, die früher im Heim der HKH wohnten, sind gerade dabei ihre Ausbildung zum Klimatechniker abschließen. Wir haben für die beiden ein Zimmer angemietet und sorgen für den Lebensunterhalt.
Hoffen wir, dass es ihnen gelingt, anschließend einen Job zu finden. - Zusätzlich unterstützen wir weiterhin drei kleine „Externe“ Kinder. Wir übernehmen die Kosten der Schulgebühren und sorgen für die Lebensmittel.
Die Betreuung vor Ort wird durch Berthony in seiner Freizeit gewährleistet. - Wie in den vergangenen Jahren erhält das Waisenhaus mit Schule der
„Institution Notre Dame de la Medaille Miraculeuse“ in Cap Haitien von uns Hilfe für die Finanzierung von Erziehern und Lehrern.
Zusätzlich unterstützen wir auf Initiative des Gymnasiums Gröbenzell mit einer Sonderspende ein neues Projekt des Waisenhauses. Da die Lebensmittel immer teurer geworden sind, versucht das Waisenhaus mit dem Anbau von Gemüse und einer Hühner-Haltung die Nahrungsmittel-Versorgung zu verbessern. Die Welt-Hunger-Hilfe der UN fördert dieses Projekt ebenfalls.
Das Gymnasium Gröbenzell hilft mit zahlreichen Patenschaften (aus den einzelnen Klassen) und engagiert sich seit vielen Jahren nachhaltig für die Patenkinder in Cap Haitien. - Die Schule „Luzia Akademie“ der Taubertäler HilfsgemeinschaftV. (THG) in Port-au-Prince wurde von uns auch im Jahr 2023 mit einem erheblichen finanziellen Beitrag gefördert.
Trotz der sehr schwierigen Situation in Port-au-Prince schafft es die Luzia Akademie, die Schule für alle 9 Jahrgangsstufen fortzuführen.
Auch die vor einigen Jahren eingerichtete Krankenstation an der Schule leistet einen wesentlichen Beitrag zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung für die Menschen im Umfeld der Schule. Mehrmals in der Woche sind ein Arzt und eine Krankenschwester für die arme Bevölkerung tätig.
Die Taubertäler Hilfsgemeinschaft hat im Juni 2023 mit dem Verein „Development Future Haiti e.V.“ eine Vereinbarung getroffen, dass dieser ab 01.09.2023 die Projektverantwortung für die Schule mit Krankenstation übernimmt. Für zwei Jahre hat die Taubertäler Hilfsgemeinschaft die Finanzierung der v.g. Projekte zugesichert und bereitgestellt. Die HKH hat im Jahr 2023 diese Projekte wie in den Vorjahren unterstützt. Im November 2023 hat der Vorstand der HKH dann entschieden, dass wir eine weitere Unterstützung vorerst aussetzen um abzuwarten, wie sich die Projekte unter der Verantwortung von „Development Future Haiti e.V.“ entwickeln. Zudem hat die THG die Finanzierung vorerst bis August 2025 sichergestellt. Die HKH wird neu überlegen, wie diese Projekte in Zukunft gefördert werden können. - Im vergangenen Jahr konnten wieder eine Anzahl von behinderten Kindern durch unsere Hilfe von Ärzten des Vereins „Healing Hands for Haiti“ in Port-au-Prince behandelt werden, die sonst leider keinerlei Unterstützung erfahren würden. Auch heuer haben wir an HHH eine Spende für die Behandlung von 11 behinderten Kindern überwiesen.
- Mit einem wesentlichen Anteil unserer Hilfe in Haiti unterstützen wir weiterhin den
Verein „Familie Kizito Frankreich Haiti“, der mit Sr. Paésie in Haiti und weiteren Helfern mehrere Kinderheime (so auch unser ehemaliges Mädchenheim) und mehrere informelle Schulen in Port-au-Prince unterhält, insbesondere für Kinder aus den Slums.
Gerade bei der derzeitigen desolaten politischen und wirtschaftlichen Lage konnten wir mit unserer monatlichen Hilfe und weiteren zusätzlichen Sonder-Spenden den vielen von Sr. Paésie betreuten Kindern helfen. - Unsere Hilfe für die Projekte des deutschen Vereins „Lebensmission Haiti“V. (LM) konnten wir auch im Jahr 2024 fortführen.
Wir unterstützen dabei sowohl monatlich zwei Kinderhäuser in Gonaives. In Folge der großen Teuerung bei den Lebenshaltungskosten erhält die LM „Sonderspenden“ für die Kinder des Patenschaftsprojektes
Die LM betreut in Gonaives ca. 300 Patenkinder durch Patenschaften – wobei die Kinder bei ihren Familien wohnen –, und in eine örtliche Schule gehen. Je nach Leistung und Können wird guten Schülern später auch ein Studium oder eine Ausbildung ermöglicht.Die Betreuung der Patenschaften erfolgt sehr intensiv durch Sozialarbeiter der LM, wobei die Familien zu Hause besucht werden. Die Paten in Deutschland erhalten 1-2-mal jährlich einen Bericht über den Fortschritt „ihrer“ Patenkinder. Zusätzlich konnten wir ab Januar 2024 den Studentenfonds ASF der Lebensmission fördern, damit die Auszubildenen und Studenten die höheren Kosten für die Lebenshaltung besser bestreiten können. Die LM ermöglicht deutschen Studenten als Volontäre für einige Monate in Haiti im Kinderdorf zu leben und mit den Kindern zu arbeiten. Zusätzlich hat die LM in Gonaives bereits vor Jahren eine kleine Baufirma – Habitat Haiti – gegründet. Dadurch finden junge Haitianer Arbeit und bauen kleine erbebensichere Häuschen und Sanitäranlagen, welche dann armen Familien gespendet werden. - Hervé, ein junger praktischer Arzt, der in den Heimen der HKH aufgewachsen ist und dem die HKH das Studium finanzierte, hat mit unserer Hilfe in Cap Haitien eine Arztpraxis aufgebaut.
Wie bereits im vergangenen Jahr haben wir auch zum Weihnachtsfest 2023 wieder etwa 100 Kindern mit kleinen Geschenken eine Weihnachtsüberraschung bereiten können. Dazu hat Hervé den Kindern ein gutes Essen serviert.
Wir freuen uns sehr, dass die im letzten Jahr vorgestellten zwei neuen Projekte der HKH, welche wir zusammen mit Hervé verwirklichen, gut angelaufen sind.
Die Haiti Kinder Hilfe ermöglicht durch Spenden an Hervé die Behandlung von armen
Patienten – die sich einen Arztbesuch nicht leisten können – und sorgt auch für notwendige Medikamente. Damit können pro Monat etwa 20 bis 25 Patienten kostenlos behandelt werden.
Die HKH finanziert den Schulbesuch von 13 armen und benachteiligten Kindern aus dem Umfeld von Hervé. Die HKH bezahlt die Schulgebühren, Lernmittel und Schuluniformen.
Die Idee dazu stammt von Hervé, der damit an seine Mitmenschen etwas zurückgeben möchte, nachdem er selbst bereits als Kind von der HKH gefördert wurde.
Hervé pflegt vor Ort in Cap Haitien den Kontakt zu den Eltern der Schulkinder und übernimmt Überwachung und Kontrolle des Schulbesuches.
Dieses Projekt wollen wir gerne noch ausbauen, dazu hoffen wir auf Ihre Unterstützung.
Zusätzlich haben wir heuer im Frühjahr auf Bitten von Hervé ihm Geld überwiesen, damit er hungernden Menschen aus seinem Umfeld einige Grundnahrungsmittel verteilen konnte. Wir haben damit etwa 100 Menschen das Leben etwas erleichtern können, alle haben sich ausdrücklich bei der HKH bedankt.
Lassen Sie mich zum Schluss noch allen Paten und sonstigen Spendern und Helfern danken. Nur durch und mit der andauernden Unterstützung unserer Mitglieder und Förderer können wir unsere wichtige Hilfe in Haiti weiter leisten.
Besonders möchten wir darauf hinweisen, dass die Effektivität unserer Engagements von den
Hilfeempfängern bestätigt wird, so dass wir sicher sein können, dass unsere Hilfe ankommt.
Nach TOP 8: Satzungsänderung.
Nun stehen turnusmäßig Neuwahlen des Vorstands an, zu denen ich aus Altersgründen nicht mehr antrete.
Deshalb darf ich mich heute nach 28 Jahren meines Engagements in verschiedenen Positionen im Verein – als Schatzmeister, stellv. Vorsitzender und zum Schluss als Vorsitzender der HKH, bei Ihnen verabschieden.
Wie steht es in der Bibel bei Koholet: „alles hat seine Zeit, eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen ..“. Ich möchte heute für mich hinzufügen ..“und eine Zeit zum Aufhören mit der Vorstandsarbeit“.
Ich möchte dies mit einem großen Dank zuerst an meine liebe Frau verbinden, die mich immer unterstützt und auch viele Jahre die Protokolle erstellt hat. Ganz besonders möchte ich mich auch bei allen meinen Vorstandskolleginnen und – Kollegen bedanken, die mir immer tatkräftig zur Seite standen. Nicht zuletzt gilt mein Dank allen Mitgliedern der HKH und allen Spendern, die uns vielfach über Jahrzehnte die Treue halten. Bleiben Sie uns weiterhin gewogen und helfen Sie uns, damit wir die notleidenden Menschen in Haiti auch in Zukunft unterstützen können. Und last but not least, unterstützen Sie auch weiter meinen Nachfolger im Amt und alle Vorstandsmitglieder im Verein, denn nur gemeinsam sind wir stark zum Wohle Haiti´s.
Wenn ich auch nicht mehr im Vorstand sein werde, bleibe ich jedoch Mitglied der HKH.
Mein Herz schlägt weiter für die Menschen in Haiti.
Aichach, 13.07.2024
Alois Vogg
Vorsitzender der Haiti Kinder Hilfe e.V.