Bericht 2011

Für eine ganze Gruppe von Mädchen, die vom Sommer bis Dezember in einem „Not-Kinderheim“ am Rande eines großen Zeltlagers untergebracht waren, haben wir jetzt ein Haus gefunden und so ein neues Heim eröffnet.
Zurzeit sind in Port-au-Prince Grundstücke schwer und wenn, dann nur sehr teuer zu erwerben. Die Besitzverhältnisse sind oft unklar. Ein Risiko, das wir nicht eingehen wollten. Daher haben wir ein Haus zur Miete gesucht, auch deshalb, um nicht auf Dauer gebunden zu sein. Wir haben lange gesucht da es nur noch wenige Häuser in Port-au-Prince gibt, die vom Erdbeben verschont geblieben sind! Die, die noch stehen, werden zu irrsinnigen Preisen angeboten. Mehrmals fanden wir gute Räumlichkeiten – jedoch für 4000,- US$ im Monat!
Es wurde aber dringend, die Mädchen aus dem Notheim zu holen. Da waren sie zwar in Sicherheit, gut betreut und gut ernährt, gingen in der Nähe zur Schule und hatten nachmittags sogar Hilfe bei den Hausaufgaben, aber die äußeren Bedingungen waren schlimm. Die Kinder wohnten in Zelten, die auch noch bei den Stürmen so litten, dass mehrmals alles durchnässt wurde. Die „sanitären Anlagen“ bestanden aus Wellblechverschlägen, in denen Kübel auf dem nackten Erdboden standen. Man stand im Schlamm – von den Klos erzählen wir hier lieber nicht!

Genau zu der Zeit, als im angrenzenden Lager die ersten Cholerafälle ausbrachen, hatten wir das Glück, ein Haus zu finden. Es ist gut gebaut, preiswert, groß genug, hell und sauber, hat ein Badezimmer mit fließendem Wasser, ein Flachdach, auf dem man sich aufhalten kann, eine sehr geräumige Küche und ist außerdem in der Nähe der 2 Schulen. Die Mädchen können diese zu Fuß erreichen.
Aufgrund ihres jetzigen niedrigen schulischen Niveaus haben wir nach Rücksprache mit den Schulleitern entschieden, den Nachhilfelehrer, der ihnen im Notheim schon half, bis zum Ende des Schuljahres jeden Tag kommen zu lassen.
Die Mädchen haben mit viel Begeisterung ihr neues Heim bezogen. Es gibt eine Heimordnung, die von allen unterschrieben wurde, jede arbeitet mit und es gibt regelmäßige Treffen, auf denen alles besprochen wird.

Die Jungen haben es noch nicht so schön. Das Haus, in dem sie leben ist im Rohbau. Bald wird ein hiesiger Ingenieur hinfliegen und mit ihnen zusammen (sie sollen dabei auch etwas lernen) den Boden fliesen, die Wände streichen und dafür sorgen, dass es dort wohnlich wird. Sie sind aber sehr stolz auf ihr neues Leben, haben nagelneue Etagenbetten bekommen und versetzen uns in bewunderndes Staunen, wenn sie in der Früh wie aus dem Ei gepellt in ihren sauberen Schuluniformen aus dem Haus gehen.

Einige andere Jugendliche betreuen wir außerhalb dieser von uns geschaffenen Strukturen. Sie wohnen bei entfernten Verwandten, die wir unterstützen, damit sie ihnen weiter Obdach bieten und sie ernähren können. Wir bezahlen den Schulbesuch der Jugendlichen, Schulmaterial, Uniform und das Fahrgeld zur Schule.

Unter den Jugendlichen, die wir betreuen – ob in den Heimen oder außerhalb – sind 4 (3 Jungen und 1 Mädchen), die am Ende dieses Schuljahres das haitianische Abitur machen werden. Für manche Mädchen ist hingegen klar, dass eine längere Schullaufbahn nicht angemessen ist.
Wir machen uns viele Gedanken darüber, was für jeden einzelnen das Richtige ist, um ihr Leben meistern zu können: Soll es eine Ausbildung, eine Lehrstelle, ein Studium, ein Job sein? Die Jugendlichen haben manchmal Träume, die aber unrealistisch sind und der haitianischen Wirklichkeit nicht entsprechen.
Wir haben mehrere Haitianer beauftragt, für uns eine „Bestandsaufnahme“ zu machen. Menschen, die die haitianische Wirklichkeit gut kennen und nicht nur systematisch die Möglichkeiten auflisten sollen, sondern auch kreativ darüber nachdenken, wo neue Möglichkeiten geschaffen werden können.
Wir planen sogar eine neue Kategorie der Patenschaft, um junge Leute in dieser Phase zu unterstützen.

Hauptsächlich durch Schulpatenschaften können wir auch eine Schule unterstützen, die Kinder aus Familien, die ihnen das sonst nie ermöglichen könnten, aufnimmt. Dort bekommen sie jeden Tag eine warme Mahlzeit. Für viele ist es die einzige des Tages.

Der Bedarf an Hilfe ist groß!

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