Frühjahr 2018

Liebe Freunde der Haiti Kinder Hilfe,

Nach unserem Aufenthalt in Haiti im Januar und Februar ist es wieder Zeit, Ihnen zu berichten.Nach wie vor ist Haiti ein äußerst schwieriges Land. Die politische Lage ist kompliziert, die Korruption erschreckend weit verbreitet, der Verkehr chaotisch, die Armut allgegenwärtig, die Kriminalität ständig drohend, der Müll überall sichtbar, der Prozentsatz der Analphabeten sehr hoch, die ökologische Situation katastrophal….  Angesichts dieser Situation könnte man entmutigt sein, aber wenn man gelungene Hilfe für einzelne Menschen  ins Auge fasst, glückliche Kinder sieht, gut ausgebildete Jugendliche, junge verantwortungsvolle Erwachsene, die Arbeit haben und ihren Lebensunterhalt verdienen, dann besteht immer Grund zur Freude und zur Hoffnung, denn es sind diese Menschen, die ihr Land vielleicht eines Tages verändern werden. Das ist es, was uns in der Haiti Kinder Hilfe motiviert und vorantreibt. Und so wollen wir Ihnen hier über einige der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen berichten, die unterstützt werden, und über alte und neue Projekte.

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Laufe des Jahres 2017 sind einige unserer jungen Leute flügge geworden und haben ihr selbständiges Leben begonnen.

So wie wir es uns vorgenommen hatten, bemühen wir uns, die uns anvertrauten Kinder zu begleiten, bis sie im Leben Fuß gefasst haben. Jeder, der vorhat, sich mit einem kleinen eigenen Geschäft selbständig zu machen, und es mit unserem Team gut genug vorbereitet, kalkuliert und geplant hat, bekommt von der HKH ein kleines Startkapital. Es gibt Erfolgsgeschichten aber auch weniger gelungene Anfänge.

Stéphane hatte sich im Norden Haitis einen Stand aufgebaut, an dem er frisch gepresste Säfte und Sandwiches verkaufte. Die Regenfluten des Sturms Irma und die dadurch entstandenen  Überschwemmungen haben das Häuschen, in dem er lebte, weggeschwemmt und auch sein ganzes Material. Wir haben ihm einen kleinen Job verschafft, so dass er wenigstens überleben kann.

Éphésien studierte Physik und Chemie und hat nach dem Examen im August geheiratet und ist zurück nach Cité-Soleil gezogen. Es ist „sein Slum“. Die Situation dort hat sich gebessert und er fühlt sich da zu Hause. Éphésien hat noch keine Lehrerstelle, arbeitet aber vormittags als Aufsicht in einer Schule und nachmittags als Nachhilfelehrer in den Heimen.

Élimise, hat nach ihrer erfolgreichen Ausbildung als Schneiderin trotz langer Suche keine Arbeit gefunden. Sie hat angefangen mit Samen zu handeln. Sie kauft sie in Port-au-Prince, fährt mit dem Bus aufs Land und verkauft sie dort an Bauern. Es läuft gut und sie kann davon leben und auch ihren kleinen Jungen, Wodjerry ernähren. Dieser hat bei der HKH eine Schulpatenschaft, so dass sie die Schule nicht bezahlen muss.

Wadner hat ein Darlehen bekommen, um ein  Taptap – ein Sammeltaxi – zu kaufen. Er hat mit Yohann, dem französischen Volontär, der ein Jahr für die HKH da war, sein Projekt gut ausgearbeitet. Ein guter Vertrag wurde von unserem Rechtsanwalt aufgestellt und Wadner erklärt, so dass er genau wusste, worauf er sich  einlässt. Sehr feierlich wurde dann dieser Vertrag bei dem Anwalt vor Zeugen unterzeichnet. Stolz fährt  Wadner täglich immer dieselbe Strecke, so wie in Haiti üblich. Die Taptaps sind die öffentlichen Verkehrsmittel in Haiti. Er kann damit gut Geld verdienen und wird hoffentlich – so wie der Vertrag es vorsieht – in 4 Jahren alles abbezahlt haben. Er meint, dass er nicht einmal so lang brauchen wird.

Hervé, der Medizin studiert hat, ist schon länger selbständig. Er gibt immer noch Kurse in Krankenschwesternschulen und hält sich damit über Wasser. Er fährt weiterhin  regelmäßig mit dem Moped aufs Land, um dort kostenlos Menschen zu behandeln. Und er hat ein Darlehen von der HKH bekommen, hat damit ein Grundstück von 200 m² gekauft und baut darauf eine Praxis  (Haitianisch: ein kleines Behandlungszimmer). Es hat sehr lange gedauert, bis er anfangen konnte zu bauen, weil der Besitzer des Grundstücks versucht hat, ihn zu betrügen und Hervé einen  Anwalt einschalten musste. Danach hat der Nachbar versucht, mit dem Wegerecht Probleme zu machen. Das hat auch ein paar Monate gekostet. All das ist in Haiti üblich.  Hervé ist in dem Viertel bekannt und meint, dass er keine Probleme haben wird, Patienten zu bekommen.

Guyve Love, eine junge Frau, hat mit dem kleinen Startkapital einen Straßenladen eröffnet. Sie kann davon leben, weil sie den Standort sehr klug gewählt hat.

Job, ein junger Klempner, hat es noch nicht geschafft, eine Stelle zu bekommen.  Er wird von einigen Betrieben und einem großen Hotel bei Bedarf gerufen. Eine unsichere Situation, mit der er bisher aber zurechtkommt.

Hulda, die Agronomie studiert hat und Anfang 2017 einen Wettbewerb der  Pan American Development Foundation gewann, baut mit Hilfe des gewonnenen Geldpreises und eines Darlehens der HKH ein kleines Unternehmen auf, in dem sie Landwirtschafts-produkte haltbar machen will, um sie dann zu verkaufen. In Haiti müssen die Bauern oft zuschauen, wie ein Teil ihrer Ernte in der feuchten Hitze verfault, weil es keine geeigneten Aufbewahrungs- und Verarbeitungs-möglichkeiten gibt.

 

 

 

Von den Jugendlichen, die in den Heimen leben, geht noch eine ganze Anzahl in die Schule. Es sind die begabteren. Die meisten, so hoffen wir, werden es bis zum Abitur schaffen. Sie bekommen alle Hilfe, die sie brauchen. Nachmittags gibt es für sie und auch für manche Externen Nachhilfeunterricht—in Französisch, Englisch und vor allem in den wissenschaftlichen Fächern.

Andere machen eine Berufsausbildung.

Odrick und Ernson lernen mit Begeisterung Schneider. Odrick, der sich schon im zweiten Ausbildungsjahr befindet, bringt sogar den interessierten andern Jungs das Nähen bei.

Louna, Islande und Cassandra lernen Kochen und Backen. Alle drei träumen davon, irgendwann ein kleines Restaurant zu führen. Wahrscheinlich werden sie mit  einem Straßenverkauf von selbst zubereiteten Gerichten, kleinen Pasteten und Backwerk anfangen müssen. Wenn sie sich zusammentäten, könnten sie größer anfangen, aber das ist in Haiti äußerst schwierig, sogar unter Mädchen, die zusammen aufgewachsen sind.

Ernst hat nach langer Suche, die wir intensiv begleitet haben, endlich das gefunden, was ihm entspricht: er lernt Bäcker bei den Salesianern. Es kommen keine Beschwerden mehr. Er ist wie verwandelt: Er kommt morgens pünktlich, benimmt sich gut, und seine Lehrer sind mit ihm zufrieden.  Wir hoffen sehr, dass es bis zum Ende der Ausbildung andauern wird. Er hat vor, mit dem kleinen Startkapital der HKH in Cité Soleil eine Mini-Bäckerei aufzumachen und auch Pizzas herzustellen und zu verkaufen.

Wilthen hat sein Jurastudium jetzt beendet. Seine Diplomarbeit ist fast fertig.  Es fängt jetzt die schwierige Phase an, in der er Mentoren am Gericht finden muss, um die praktische Seite des Berufs zu üben – schwierig deswegen, weil das Kastendenken in Haiti es einem jungen Mann aus sehr armen Verhältnissen sehr schwer macht.

Aus dem Heim und der WG haben 5 junge Männer, die das Abitur gemacht hatten,  gewählt, Industriemechanik zu studieren. Zwei sind damit fertig und beide haben Praktika gefunden, die die Aussicht bieten, in eine feste Anstellung verwandelt zu werden. Drei werden im Herbst 2018 fertig. Alle fünf sind sehr zufrieden und sehr dankbar, eine so gute Ausbildung genossen zu haben, dass sie große Chancen haben, eine Anstellung zu finden.

Externe.  Es gibt 2 Gruppen: die „Kleinen“, die 4 bis 8 Jahre alt sind, und die „Großen“, die die letzten 3  Klassen vor dem Abitur besuchen. Wir bezahlen die Schule oder Ausbildung und sie bekommen auch manchmal von uns die Grundnahrungsmittel. Es läuft gut.

Wir haben angefangen, Kindern und Jugendlichen, die eine körperliche Behinderung haben,  im Rahmen von Healing Hands for Haiti zu helfen.

Seit mehreren Jahren verfolgen wir die Arbeit dieser amerikanischen Hilfsorganisation, die eine orthopädische   Klinik in Port-au-Prince betreibt. Healing Hands hat hohe Kosten und kann nur einen geringen Teil der Prothesen und Behandlungen kostenlos geben. Manche Familien können ihrem Kind deswegen keine Behandlung zukommen lassen. Da springt jetzt die HKH ein.

Hier einige Beispiele

                

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Healing Hands hat auch die Schusterwerkstatt bekommen, die wir nach Haiti geschickt haben. So werden orthopädische Schuhe und Gehhilfen gefertigt. Auch für Menschen, die sie nie bezahlen könnten.

 

 

Die LYPEDHA-Schule im Armenviertel Carrefour Aztèque, die von der Taubertäler Hilfsgemeinschaft gebaut wurde und deren Lehrer von der HKH bezahlt werden, gedeiht unter der Leitung ihres sehr guten und engagierten Direktors. Sie hatte bisher eine Vorschule und 6 Klassen. Dieses Schuljahr hat sie eine 7. Klasse eröffnet und jedes Jahr wird eine neue Klasse dazukommen, bis zur 9ten.  Dann können die Kinder die Mittlere Reife machen. Dazu wird dank der Taubertäler Hilfsgemeinschaft das Gebäude zurzeit um einige Klassenzimmer erweitert.

 

 

 

 

 

Dank gezielter Spenden wollen wir versuchen, an dieser Schule eine neue, sehr gute Mathematik-Methode einzuführen. Sie ermöglicht in der letzten Vorschulklasse und den ersten 4 Grundschulklassen das Zählen, die 4 Grundrechenarten und vieles mehr, gründlich zu lernen. Die Lehrer werden von uns entsprechend ausgebildet.

Letztes Jahr hat sich die HKH an einem Projekt der Taubertäler Hilfsgemeinschaft beteiligt und in diesem Viertel einigen Familien ermöglicht, ihre Notunterkunft durch ein richtiges Häuschen zu ersetzen, aus Hohlblocksteinen und mit einem Blechdach. Viele hatten seit dem Erdbeben 2010 kein schützendes Heim mehr gehabt. Das führen wir dieses Jahr mit zusätzlicher Hilfe des Vereins Kinderzukunft Haiti weiter. Sechs Häuschen werden es dieses Jahr werden. Die Menschen des Viertels bauen sie selbst. Sie bekommen Hilfe und das gesamte Baumaterial. Ihre Dankbarkeit ist überwältigend.

Von den Bäumen, die im Süden des Landes wuchsen,  wurden unzählige vom Hurrikan Matthew entwurzelt. Die HKH hat Anfang 2017 eine große mobile Säge  gespendet.  Mit Hilfe dieser Säge wurde es möglich, diese Bäume zu Brettern zu verarbeiten. Ein paar Männer haben dadurch Arbeit und können ihre Familien ernähren und die Besitzer der Bäume haben Bretter, die sie nutzen oder verkaufen können. Jean Sprumont, ein Belgier, der seit 51 Jahren in Haiti lebt, hat dieses Projekt für die HKH angeregt. Er hat die Säge in seiner großen Lehrwerkstatt verbessert, damit die Handhabung einfacher wird. Er hat vor, im Rahmen seines Vereins in der großen Eisenwerkstatt einige weitere zu bauen, junge Männer auszubilden und ihnen dann eine Säge, also ihre Arbeitsgrundlage zu überlassen. Er hat diese Methode jahrelang mit Maurern und Schmieden erfolgreich angewandt und so Hunderten von Menschen eine Lebensgrundlage geschaffen.

Im Waisenheim in Cap-Haitien geht alles seinen Gang. Wir haben alle Kinder, für die eine Patenschaft besteht,  gesprochen und sie fotografiert. Die von der HKH bezahlten Erzieher und Erzieherinnen sind seit Jahresanfang die ganze Zeit bei den Kindern: sie wohnen in den Kinderhäusern. Das ist eine große Verbesserung.

Schwester Godelieve leitet jetzt zusammen mit einer erfahrenen und tatkräftigen Französin ein anderes Heim, das die Haiti Kinder Hilfe punktuell unterstützt. Als Marie-Catherine und Schwester Godelieve im Sommer 2016 das Heim übernahmen, war ein Teil dieser Kinder so verwahrlost, dass man sie nicht in eine normale Schule geben konnte. So werden sie im Haus unterrichtet. Sie haben innerhalb der letzten 14 Monate so große Fortschritte gemacht, dass sie ab September 2018 in die Salesianerschule gehen können. Schwester Godelieve hat die religiöse Erziehung übernommen. Manche Kinder, die noch Familie haben, wurden wieder zu ihrer Mutter gebracht. Diesen Müttern wird jetzt geholfen, damit sie ihre Kinder ernähren und in die Schule geben können. Das hat bei 3 Kindern die HKH übernommen. So zum Beispiel bei Okeny, der in eine sehr gute Vorschule geht und sich wieder als Teil seiner Familie fühlen kann. Er hat noch beide Eltern und 6 Geschwister. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine Trinkwasserfilteranlage wurde der Salesianerschule in Cap gespendet Auch das Waisenheim von Schwester Godelieve und Marie-Catherine holt dort sein Trinkwasser. Die Freude und Dankbarkeit waren groß. Auch unsere Heime in PaP haben eine solche Anlage bekommen. Wir müssen kein Trinkwasser mehr kaufen! Das verdanken wir einer Spende des Rotary-Clubs Kempten/Allg.

Unsere verschiedenen Projekte können nur dank Ihrer treuen Unterstützung aufrechterhalten werden. So leiten wir die Dankbarkeit der Kinder und Jugendlichen, der Familien und der jungen Erwachsenen an Sie weiter. Und natürlich müssen wir Sie auch bitten, von der Haiti Kinder Hilfe überall zu erzählen und uns weiter kräftig zu unterstützen!

Auf unserer Homepage können Sie den diesjährigen Film sehen, der all das in diesem Rundbrief Erwähnte mit vielen lebendigen aktuellen Bildern zeigt.

Mit herzlichen Grüßen 

Für den Vorstand 

Claire Höfer,   Monika Hofmann,   Alois Vogg  

  

 

 

              

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