Projekt in Zusammenarbeit
Frau Dr. Höfler ist eine deutsche Ärztin, die nach ihrer Pensionierung beschlossen hat, mit einem kleinen, zur Ambulanz eingerichteten Allrad-Lastwägelchen in manchen Slums von Port-au-Prince (vor allem von Cité Soleil, dem größten Slum der Stadt) Slumkinder und oft auch deren Eltern medizinisch zu versorgen. Sie hat einen eigenen Verein gegründet, arbeitet dabei aber eng mit den Salesianern zusammen, die in Haiti 20 000 Personen beschulen (von der Vorschule bis zu Lehrer-ausbildungen und Alphabetisierungskursen für Erwachsene).
Vier der Schulen stehen in der Nähe von Cité Soleil. Teil der Ausbildungsaktivitäten der Salesianer sind dabei auch berufliche Fort- und Ausbildung(SchreinerIn, Schlosser, KosmetikerIn, Automechaniker, MaurerIn, KlempnerIn). Tatsächlich sind auch manche Mädchen in Ausbildungen, die bislang eher Männern vorbehalten waren. Frau Dr. Höfler kümmert sich allerdings auch zunehmend um die Fortbildung all der Lehrer bei den Salesianern. Wenn sie, sich ihrer Autorität bewusst, ein wenig zu sehr ins Komman-dieren gerät, reagiert der haitianische Leiter der Salesianer, Pater Zucchi, mit gelassenem Humor. Er schätzt den Schwung von Frau Dr. Höfler, weiß aber auch, dass in Haiti Fortschritte nur Schritt für Schritt und gegen die Schwerkraft der Gewohnheiten erzielt werden können. Er und Frau Dr. Höfler haben in der letzten Zeit durch das Erdbeben schwere Rückschläge erlebt: fast alle Schul- und Verwaltungsgebäude in Port-au-Prince sind zerstört worden. Die meisten wurden inzwischen in Eigenarbeit der Schüler und Lehrer in Barackenform wieder aufgebaut.
Die „Haiti Kinder Hilfe“ will Frau Dr. Höfler mit Medikamenten- und Sachspenden unterstützen.
Über Frau Dr. Höfler lernen wir auch Odeline Jouthe Gustave kennen. Sie betreibt eine Initiative, in der sie Jugendlichen aus den Slums relativ unbürokratisch Ausbildungsmöglichkeiten anbietet. Es gibt Jugendliche, die einen geregelten Schulbesuch nicht bewältigen, die aber bei Berufsausbildungen für manuelle Berufe plötzlich einen erstaunlichen Willen aufbringen. Odelines Initiative fängt solche Jugendlichen auf und hilft ihnen, eine Tätigkeit soweit zu erlernen, dass sie später einen Platz im Leben finden können, um sich und eine Familie ernähren zu können. Odeline versucht, sie zu begleiten, bis sie wirklich Fuß gefasst haben im Leben.
Eines der Mädchen aus dem Heim der Haiti Kinder Hilfe wird evtl. hier eine Ausbildung bekommen können, denn es hat die schulischen Voraussetzungen nicht, die nötig wären, um bei offizielleren Ausbildungsstätten unterzukommen.
Um einen großen Hof sind die verschiedenen Unterrichtsräume und Werkstätten angeordnet. Es ist laut! Die Metallarbeiter klopfen, die Schreiner sägen, die Nähmaschinen rattern… Stolz wird uns ein gerade fertig genähtes Kleid vorgeführt.
Mitten zwischen den Werkstätten: eine Kinderkrippe. Sie gehört auch zum Projekt, denn viele dieser Mädchen haben schon ein Baby.
Nachdem Frau Dr. Höfler ihr „Praxisauto“ am Rand des Hofs geparkt hat, bildet sich rasch eine Schlange und die Sprechstunde fängt an.
Die „Haiti Kinder Hilfe“ wird über Frau Dr. Höfler absprechen, wie eine effektive Hilfe für die Initiative von Odeline aussehen kann.