RUNDBRIEF Sommer 2014

Liebe Freunde der Haiti Kinder Hilfe,

seit dem letzten Rundbrief vom November 2013 gibt es einiges zu berichten. Im November haben wir vom Kauf der 2 Häuser in Port-au-Prince berichtet. Während eines langen Aufenthalts in Haiti im Februar-März 2014 haben wir sie bewohnt und voller Leben erlebt und sind begeistert. Die Heime sind geräumig, hell, angenehm und den Bedürfnissen gut angepasst. Alle Jugendlichen fühlen sich darin sehr wohl und haben das zum Ausdruck gebracht. Sie haben sich sehr bedankt. Heim der JungsDie Jungs

 

 

 

 

 

 

 

Im Heim der Jungs wurde die Umzäunung durch eine hohe Mauer ersetzt, wie es leider in Port-au-Prince nötig ist. Die Jungs haben uns erstaunt: sie bedankten sich ganz besonders und ausdrücklich für diese Mauer, die ihrer Sicherheit dient und für die Tatsache, dass wir sie „erdbebensicher“ haben bauen lassen (sie ist aus Ytong, ein sehr leichtes Material). Da haben wir gesehen, wie Ihnen das Erlebnis des Erdbebens von 2010 noch in den Knochen steckt.

Dass die Jungs sehr gern und gut Fußball spielen ist schön, aber dass sie den ganzen Garten zum Fußball-spielen nutzen, hat uns nicht begeistert. Es wächst kein Grashalm mehr! Wir haben mit ihnen vereinbart, dass ein breiter Streifen – durch einen Zaun geschützt – begrünt und ein Gemüsegarten angelegt wird. In einem Land, wo so viele hungern, finden wir wichtig, dass die Jugendlichen lernen, Gemüse anzubauen.

Im Mädchenheim ist jetzt ein „richtiges“ Büro. Phébée, unsere langjährige Mitarbeiterin, die die meiste Schreibarbeit und die Buchhaltung perfekt macht, strahlt. Sie hat einen Schreibtisch, Regale und einen Schrank. Die Arbeit ist dadurch sehr erleichtert. Die Mädchen

Alle Kinder bekommen, wenn sie Geburtstag haben, eine kleine Summe, um mit den Anderen feiern zu können. Die Mädchen haben 7 Geburtstage zusammengelegt, um ein großes Fest während unseres Aufenthalts veranstalten zu können. Was uns besonders gefreut hat, ist die Tatsache, dass sie ein Gedicht und ein Lied auf die Haiti Kinder Hilfe gedichtet haben. Bei jedem Aufenthalt bemühen wir uns, ihnen den Verein näher zu bringen. Es soll für sie nicht eine anonyme Geldquelle irgendwo in Deutschland sein. Sie sollen wissen, dass da Menschen sind, die sich für sie und ihren Werdegang interessieren und einsetzen. Zum ersten Mal haben wir gespürt, dass es in dieser Richtung Fortschritte gibt.

André und Phébée

An dieser Stelle wollen wir Ihnen André Paul, unseren neuen Hauptverantwortlichen in Haiti, vorstellen. Mit 7 Jahren hat er im Rahmen eines anderen deutschen Vereins durch eine Patenschaft anfangen können, in die Schule zu gehen. Als er nach Jahren und einem abgeschlossenen Chemiestudium ein Praktikum in Deutschland machte, lernte er seine Patin kennen. Bei ihr sah er verwundert Fotos von sich an der Wand. Sie zeigte ihm einen Ordner, in dem sie all seine Briefe, seine Fotos und Zeichnungen aufbewahrt hatte. Er merkte zum ersten Mal, dass da eine Person an seinem Leben teilgenommen hatte und nicht ein anonymer „Geldhahn“ ihm Schulausbildung und Studium ermöglicht hatte. Sein Werdegang und diese Erfahrung sind natürlich sehr wertvoll für seine Arbeit mit all den Jugendlichen, die die HKH unterstützt. Die Wochen, während denen wir mit André Paul zusammen in Haiti gearbeitet haben, waren fruchtbar und die Stimmung im Team war sehr gut.

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Das Team wird weiter großartig durch Professor Hérold Toussaint unterstützt, dem wir hier ganz besonders danken.

Da die HKH sich zum Ziel gesetzt hat, die Kinder nach Möglichkeit zu behalten bis sie durch einen Beruf ihr Auskommen haben, werden die Heimkinder immer älter! Es sind fast nur mehr Jugendliche und junge Erwachsene da. Die meisten gehen noch zur Schule, einige sind in der Ausbildung.

Die meisten haben leider recht unrealistische Vorstellungen davon, was sie „später tun“ wollen. In Haiti gilt Abitur machen und studieren als das Erstrebenswerteste und Wertvollste, leider mit der dazu gehörigen Vorstellung, dass alles Andere „niedrige Arbeit“ ist, vor allem alles Handwerkliche. Das hat zur Folge, dass alle Rechtsanwalt, Agronom, Pilot, Krankenschwester oder Arzt werden wollen. Unser Team wird viel Zeit und Arbeit investieren müssen, um mit den Jugendlichen realistischere Pläne für ihre Zukunft zu machen, um Ausbildungsplätze, Lehrstellen, Studiengänge, Lernmöglichkeiten, Praktika…. für alle zu suchen und ihnen dann auch dabei zu helfen, eine Arbeit zu finden. Das ist die große Herausforderung der nächsten Jahre. Die WG-Jungs

Die Wohngemeinschaft der großen Jungs war eine Freude.

 

8 Jungs – oder besser junge Männer – wohnen zusammen in einer Wohnung im selben Stadtviertel wie die 2 Heime. Einer studiert im zweiten Jahr Jura, 2 sind in der vorletzten Gymnasiumklasse und werden im Sommer die erste Abiturprüfung ablegen. Wenn sie diese bestehen, werden sie nächstes Jahr mit der Schule fertig sein. Einer lernt schreinern in der Lehrwerkstatt der Salesianer und die anderen gehen zur Schule. Die Jungs organisieren sich selbständig und teilen alle Arbeiten. Sie verstehen sich ziemlich gut. Die Vier, die aus Cité Soleil stammen, dem schlimmsten Slum von Port-au-Prince, haben zwar oft das Gefühl, aufgrund dieser Herkunft benachteiligt zu werden, aber das Team schafft es immer wieder im Gespräch alles gerade zu rücken. Dieses Problem ist bei den Heimkindern auch vorhanden. Es fordert unserem Team viel Geduld und Einfühlsamkeit ab. Es gibt regelmäßige Treffen und Besprechungen, bei denen jeder seine Probleme vorbringen kann.

Die Ältesten aus dem Heim der Jungs werden ab dem nächsten Schuljahr das Heim verlassen und in die WG einziehen. Ein erster Schritt in Richtung Selbständigkeit.

Wir haben auch alle Externen gesprochen. Zwei haben Schwierigkeiten mit ihrem Studium und es mussten Lösungen gefunden werden. Die anderen machen ihren Weg.

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Die HKH unterstützt mit Heim- und Schulpatenschaften das Waisenheim und die dazugehörige Schule in Cap-Haïtien, wo Schwester Godelieve wohnt und arbeitet. Im Unterschied zu unseren Heimen in Port-au-Prince sind unter den mehr als 100 Kindern viele kleine Kinder. Die neuen Erzieher

Lachendes Mädchen

 

 

 

 

 

 

 

 

Ganz neue Erzieher, 6 Frauen und ein Mann, die sehr engagiert und kompetent sind und die vom deutschen Verein Oikos e.V. bezahlt werden, kümmern sich um die Kinder. Sie erhalten regelmäßig eine Fortbildung durch erfahrene Pädagogen eines französischen Vereins. Man merkt, dass die Kinder nun besser betreut werden, dass sie in der Freizeit Anregung haben. So haben wir das erste große Karnevalsfest dort erleben können. Die Erzieher hatten mit den Kindern viele Tänze und Vorführungen einstudiert. Schwester Godelieve kümmert sich wie eh und je um die Kleinsten und betreut sie liebevoll. Die meisten sind in einem recht schlechten Zustand, wenn sie im Heim ankommen.

Sr Godelieve + die KleinenOhne Titel-1

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Lehrer der Waisenheimschule, die inzwischen mehr als 500 Schüler zählt, haben eine Fortbildung durch erfahrene französische Lehrerinnen erhalten und der Unterricht ist viel lebendiger als früher geworden.

So kann man sagen, dass diese Kinder, auch die kleinsten unter ihnen, die gerade ein Jahr und ein halbes Jahr alt sind, obwohl sie keine Eltern mehr haben, doch Chancen auf ein gutes Leben haben.

In Cap haben wir auch Familien besucht, für deren Kinder bei der HKH Schulpatenschaften bestehen. – Im Slum Shada und an den Hängen am Ortsrand herrschen unbeschreibliche Zustände! Es ist für uns immer wieder verblüffend zu sehen, dass Menschen so leben und dass Kinder unter solchen Umständen lernen können!

Schule auf dem LandNotunterkünfte

 

 

 

 

 

 

 

In der Schule des Armenviertels Carrefour Aztèque in Port-au-Prince, die von der Taubertäler Hilfsgemeinschaft gebaut wurde und die von der HKH mit Patenschaften unterstützt wird, ist wie in allen Schulen für Kinder aus sehr armen Verhältnissen die Vorschule sehr wichtig. Im Kindergartenalter haben da die Kleinen die Möglichkeit, sich mit Dingen, Begriffen, Haltungen, Wörtern vertraut zu machen, die zuhause unbekannt sind. Das wird ihnen das spätere Lernen erleichtern.

Die Schule hat eine Küche. Jeden Mittag bekommen die Kinder eine warme Mahlzeit. Es ist oft die einzige des Tages. Sie nehmen sie in den Klassenzimmern ein, weil kein anderer Platz zur Verfügung ist.

Alle Schüler leben in improvisierten Zelten, in Notunterkünften, in Hütten aus Planen und Blech, die von den Hilfsorganisationen geschenkt wurden, in den Ruinen ihrer Häuser, die vom Erdbeben zerstört wurden oder in groben Hütten aus Hohlblocksteinen, meist ohne Fenster. Die Familien der Schulkinder haben uns für die Unterstützung durch die HKH ihre Dankbarkeit deutlich gezeigt.

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Es gäbe noch viel zu berichten:

–          Von einer Fahrt zu einem See, wo wir in Einbäumen, die für uns wie Museumsstücke aus der Antike aussahen, zu Schulen gefahren sind, die aus einem Blechdach auf dünnen Pfosten bestehen und wo die Lehrer ehrenamtlich arbeiten.

–          Von einer Fahrt in den Süden des Landes, wo ein seit 40 Jahren ansässiger Belgier uns an seinen Erfahrungen und seinem immensen Wissen über Land und Menschen hat teilhaben lassen. Er wird mit unseren Jugendlichen Gesprächsrunden machen, wenn er in Port-au-Prince ist.

–          Von Schwierigkeiten mit der Verwaltung und anstrengenden Begegnungen in Ministerien in Port-au-Prince .…und… und….

Wir sind zufrieden zurückgekommen. Es war nicht alles leicht, es gibt natürlich Probleme und Schwierigkeiten, aber die Projekte der HKH und die durch sie unterstützten haitianischen Projekte sind alle in einer sehr guten Entwicklung begriffen.

In Deutschland haben die Unterstützer der HKH auch viel zuwege gebracht.

Der „Arbeitskreis Schule“ hat viel gearbeitet und die Wanderausstellung, die er vorbereitet, wird ab Herbst zur Verfügung sein. Zögern Sie nicht, sich an uns zu wenden, wenn sie eine Möglichkeit sehen, auf diese Art die HKH bekannt zu machen!
Die „Containermannschaft“ hat wieder einen Container beladen. Unsere beiden Heime sollen je eine Photovoltaikanlage bekommen, denn die Stromversorgung in Port-au-Prince ist eine einzige Katastrophe. Alle Teile sind bereits im Container und ein großzügiger deutscher Fachmann wird auf eigene Kosten im Sommer nach Haiti fliegen und alles aufbauen.

Wir sind dankbar und freuen uns darüber, dass auf der Mitgliederversammlung, die Ende Mai stattfand, neben Claire Höfer und Alois Vogg, die in ihren Ämtern bestätigt wurden, Monika Hofmann als drittes BGB-Vorstandsmitglied gewählt wurde und neben Robert Heinze, der in seinem Amt bestätigt wurde, Rosi Blume und Helma Maydl als neue Beisitzerinnen in den Vorstand gewählt wurden.

Wir suchen natürlich weiter nach ehrenamtlichen Mitarbeitern.

Wir sind dabei, die Homepage zu verbessern. Wir hoffen, bald einige kleine Filme, die auf der MV gezeigt wurden, auf youtube setzen zu können, so dass jeder, der es wünscht, unsere Haiti-Projekte erleben kann. Es lohnt sich also, ab und zu auf die Homepage zu gehen und zu schauen, was es Neues von der HKH gibt!

Allen Freunden, Spendern, Paten, Mitarbeitern, Engagierten, Schülern, Lehrern, Kindern, Eltern und Vereinen, die uns helfen sagen wir herzlich Danke!

 

Für den Vorstand
Claire Höfer

 

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